Blick in eine Forschungsabteilung von Greiner.
Forschung und Entwicklung steht bei Greiner hoch im Kurs. Am Standort von Greiner Zeroplast in Spillern (NÖ) werden Alternativen zu heute gängigen Kunststoffen für den täglichen Gebrauch entwickelt und zur Marktreife geführt.
Greiner AG / OTS

Für die Greiner AG in Kremsmünster (OÖ), die mit Kunststoffverpackungen für die Lebensmittelindustrie groß geworden ist, längst aber auch bei Möbelschaumstoffen und Kunststoffröhrchen für medizinische Anwendungen kräftig mitmischt, dürfte heuer ein Übergangsjahr werden. Um für den Wirtschaftsaufschwung gerüstet zu sein, wolle man dennoch jetzt schon zusätzliche Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen einstellen. Konzernweit suche man 190 Personen, 60 allein in Österreich, gab die neue Vorstandsvorsitzende des Konzerns, Saori Dubourg, bei der Bilanzpräsentation am Dienstag bekannt.

Dubourg ist Anfang März angetreten, nachdem der langjährige Vorstandsvorsitzende Axel Kühner, wie Dubourg aus Deutschland stammend, im vergangenen Oktober für viele überraschend seinen Rückzug per Ende 2023 bekanntgegeben hat. Dubourg, geboren 1971 in Augsburg – Vater Deutscher, Mutter Japanerin – hat 26 Jahre bei BASF gearbeitet, ab 2017 als Vorstandsdirektorin mit der Zuständigkeit unter anderem für Pflanzenschutz und Bauchemie. In einem familiengeführten Unternehmen wie Greiner tätig zu werden sei nach so langer Zeit bei einem börsennotierten Konzern genau der richtige Schritt gewesen, sagte Dubourg. Sie sei vor allem von der langfristigen Perspektive angetan, die man bei Greiner verfolge, und der Möglichkeit, an einer nachhaltigen Wertsteigerung mitzuarbeiten.

Rückläufiger Umsatz

Zunächst hat es Dubourg, die nach Kühner die zweite von außen kommende Vorstandschefin in der mehr als 160-jährigen Geschichte des Unternehmens ist, mit Krisenbewältigung zu tun. In allen drei Geschäftsbereichen Greiner Packaging (Verpackungen), Neveon (Schaumstoffe) und Greiner Bio-One (Medizinprodukte) war man im Vorjahr mit Umsatzrückgängen konfrontiert. Über alle Sparten hinweg lag das Minus bei 9,1 Prozent, statt 2,3 wurden konsolidiert 2,1 Milliarden Umsatz gemacht. Der Personalstand hat sich per Ende 2023 nicht zuletzt aufgrund des Verkaufs des Automotive-Geschäfts (Perfoam) an die französische Trèves-Gruppe sowie Restrukturierungen in Deutschland um rund 1000 auf etwas mehr als 10.500 reduziert.

Greiner CEO Saori Dubourg
Saori Dubourg ist seit März 2024 die erste Frau an der Spitze des Kunststoffkonzerns Greiner.
Imago / Sämmer

Rückläufig war auch der Cashflow, der auf 138 (2022: 169) Millionen Euro zurückging. Nach Angaben von Finanzvorstand Hannes Moser hat dies mit Sondereffekten zu tun wie der Tatsache, dass Greiner 2022 Covid-bedingt viele Corona-Teströhrchen verkauft habe, die entsprechend Cashflow generiert hätten. Diese Geldquelle sei 2023 versiegt. Der Konzern schreibe aber weiter schwarze Zahlen, versicherte Moser. Gewinnzahlen werden traditionell nicht bekanntgegeben.

Mehr Jobs in Österreich

In Österreich beschäftigt Greiner 2050 Mitarbeiter. Ende 2022 waren es weniger als 2000. Darunter befinden sich rund 100 Lehrlinge, die besonders gehegt und gepflegt würden, wie das Vorstandstrio versichert. Eine wertschätzende Unternehmenskultur, Betriebskindergarten und andere arbeitsplatzattraktivierende Maßnahmen sollen dazu beitragen, zusätzliche Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen anzulocken und vakante Stellen möglichst rasch zu besetzen.

In der Sparte Packaging beobachtet der technische Vorstand Manfred Stanek eine Verschiebung weg von Premium- hin zu günstigeren Verpackungen. Nach den Rückgängen im Vorjahr ziehe die Nachfrage wieder leicht an. Das Geschäft mit Schaumstoffen bleibe schwierig, nachdem während Corona viele Sitzmöbel und Sofas gekauft worden sind. Im Medizinbereich sollten die Lagerbestände allmählich aufgebraucht sein, was sich positiv auf das Geschäft auswirken sollte. (Günther Strobl, 7.5.2024)