Unter dem Titel "Prime Air" will Amazon in Zukunft Onlineshop-Bestellungen aus nahegelegenen Lagern noch am selben Tag erledigen. Möglich machen sollen das Flugdrohnen, die die Produkte zu den Käufern bringen. Schon seit Jahren arbeitet der Konzern an der Umsetzung dieser Ambitionen.

Doch auf dem Weg zur kommerziell sinnvollen Umsetzbarkeit dieser Vision finden sich noch einige Hindernisse. Eines davon ist das Wetter, wie sich nun bei Tests der neuesten Drohnengeneration, MK30, zeigt. Diese können nämlich an heißen Tagen nicht abheben, berichtet Wired.

Schwierige Sommer

In der Ortschaft Tolleson bemüht sich Amazon derzeit um Genehmigungen der lokalen Behörden und braucht dann auch noch das Okay der Luftfahrtbehörde FAA. Anschließend werden Kunden sich dafür anmelden können, ihre Bestellungen mit einem Gesamtgewicht von bis zu 2,3 Kilogramm von den rund 36 Kilogramm schweren Fluggeräten liefern und über einer Matte mit einem großen aufgedruckten QR-Code auf ihrem Grundstück abwerfen zu lassen. Die Drohnen sollen sich dabei in einem Radius von rund zwölf Kilometern um mehrere lokale Warenlager bewegen und sicherstellen, dass Bestellungen binnen einer Stunde ankommen. Sie können eine Spitzengeschwindigkeit von 105 km/h erreichen und bis zu 120 Meter hoch fliegen.

Amazons neueste Lieferdrohne, die MK30.
Amazon

Calsee Hendrickson, eine Managerin des Prime-Air-Programms, erklärte dem Lokalsender 12News im April, dass man keine Bestellungen mit Drohnenlieferung annehmen werde, wenn die Temperaturen 104 Grad Fahrenheit (40 Grad Celsius) übersteigen. Hier dürften Komplikationen durch Motorabwärme und verringerte Akkuleistung eine wesentliche Rolle spielen.

Das könnte zur Folge haben, dass die Prime-Air-Zustellung gerade im Sommer stark eingeschränkt ist. Denn an drei Monaten im Jahr übersteigt die örtliche Tagestemperatur im Schnitt diese Schwelle. Erst am späten Nachmittag würden die Temperaturen den Betrieb wieder erlauben, allerdings dürfen die Drohnen ab Sonnenuntergang nicht mehr starten, womit im besten Fall die Morgenstunden für Drohnenlieferungen blieben. Auf Wired-Anfrage gab sich Amazon ausweichend und betonte lediglich, dass man "reguläre Lieferungen auch in den Sommermonaten" anbieten wolle.

Neue Tests in UK und Italien

In einer schon 2021 veröffentlichten Untersuchung der University of Calgary zeigte sich, dass Drohnen mit vergleichbaren Limits in den 100 einwohnerstärksten Städten der Welt im Schnitt sechs Stunden pro Tag in Betrieb sein könnten. Schon damals wies man darauf hin, dass es für Wettereinflüsse bisher nur unzureichende Lösungen gebe.

Neben hohen Temperaturen gibt es auch noch andere Einschränkungen für die MK30. Wired schreibt etwa, dass "leichter Regen" kein Problem sein sollte. Das impliziert allerdings, dass die Drohnen bei stärkeren Niederschlägen womöglich am Boden bleiben müssen. An weiteren Teststandorten sollten sich zumindest die Hitzeprobleme nicht in diesem Ausmaß stellen. Amazon plant, erneut Tests in Großbritannien durchzuführen und das Programm außerdem auf Italien auszuweiten. (red, 8.5.2024)