Über kein Lebensmittel wird in Spanien so viel geredet wie über das Olivenöl. Preissteigerungen sind der Aufreger schlechthin. Sonderangebote locken die Konsumenten scharenweise in die Supermärkte. Solche sind allerdings in den vergangenen Jahren immer seltener geworden.

Arbeiter bei der Olivenernte.
Langanhaltende Trockenheit in südspanischen Andalusien, der Olivenanbauregion schlechthin in Europa, wirkte sich auch auf die Produktionsmengen aus.
EPA/VASILIS PSOMAS

Denn der Preis für Olivenöl ist – so der Verbraucherschutzverband OCU – seit 2020 je nach Güteklasse zwischen 175 Prozent und 225 Prozent gestiegen. Allein im ersten Quartal 2024 stiegen die Preise um sieben Prozent bei Extra Virgen ohne Marke, bis zu 23 Prozent bei Markenölen. Mittlerweile kostet ein Liter Extra Virgen der discountereigenen Marken neun bis zehn Euro der Liter. Sündhaft teuer.

Trockenheit

Schuld daran ist ein stetiger Produktionsrückgang, verursacht durch langanhaltende Trockenheit im südspanischen Andalusien, die Olivenanbauregion schlecht hin in Europa, aber auch im Nordosten, in Katalonien, wo vor allem Qualitätsöle entstehen. Spanien ist der wichtigste Olivenölproduzent weltweit. Vor der Trockenheit lag die jährliche Produktion bei rund 1,5 Millionen Tonnen. Die letzte Ernte lag unter 900.000 Tonnen.

Die Preissteigerung hat das Konsumentenverhalten verändert. Viele steigen – wenn es ums Braten und Frittieren geht – auf Öl der Güteklasse Orujo um. Dieses Oliventresterol wird aus den Resten von Oliven, die nach der Extraktion des nativen Olivenöls verbleiben, gewonnen, und ist von minderwertiger Qualität. Andere Verbraucher steigen gar auf Sonnenblumenöl um, das in Spanien keinen guten Ruf genießt. Der Verkauf von Orujo hat um 45 Prozent zugenommen, der von Sonnenblumenöl um knapp neun Prozent – so Zahlen aus dem Landwirtschaftsministerium.

Hoffnung auf Entspannung

Die Verbraucherverbände machen den Konsumenten in den letzten Wochen Hoffnung auf einen Rückgang der Olivenölpreise. Das Sturmtief Nelson hat im März endlich Regen und Schnee nach Spanien gebracht. Die Olivenbäume stehen in voller Blüte und das auf gut bewässertem Boden. Das könnte zu einer guten Ernte im kommenden Winter führen. Da die Ölmühlen für die neue Produktion dann leere Lager brauchen, wird der Preis für die alten Bestände sinken. Im Herbst, so wird erwartet, werden noch rund 150.000 Tonnen auf Lager sein, für die Wochen von der alten zur neuen Saison. Pro Monat werden in Spanien rund 90.000 Tonnen konsumiert.

Oliven.
Es kann noch viel dazwischenkommen, bevor es zu einer guten Ernte kommt.
REUTERS/Marcelo del Pozo

Bereits jetzt geht der Preis ab Hersteller leicht nach unten, auch wenn diese Entwicklung noch nicht auf die Supermärkte und damit auf den Endverbraucher durchgeschlagen hat. Das dürfte, so der Verbraucherverband OCU, ab Juni so weit sein.

Doch es kann noch viel dazwischenkommen, bevor es zu einer guten Ernte kommt. Es darf nicht überraschend zu einem Kälteeinbruch kommen. Denn das würde den Blüten ebenso schaden wie ein besonders heißes Frühjahr oder extremer Sommer. Der wichtigste Moment ist der Herbst, wenn die Früchte besonders stark wachsen. Im letzten Herbst regnete es kaum. Wenn es in den kommenden Monaten nicht erneut regnet, muss bewässert werden. Die beiden wichtigsten Stauseen in Andalusien sind trotz Regens nur um die 25 Prozent gefüllt, und in Katalonien wurde der Wassernotstand ausgerufen. Ein Großteil der andalusischen Bewässerung fließt in den Olivenhain, nur so können außergewöhnliche Erträge erzielt werden. (Reiner Wandler, 24.4.2024)