VIP müsste man sein. Dann könnte man in die VIP-Lounge am Flughafen oder in die VIP-Box bei der EM, man bekäme VIP-Cards am laufenden Band und hätte gute Chancen, im medialen VIP-Paradies Nummer Eins, den "Seitenblicken", der eigenen Bedeutung entsprechend gewürdigt zu werden: VIP, VIP, hurra!

Neues aus der wunderbaren Welt der VIPs berichtet die Zeitung "Heute". Unter dem Titel "TV:Erziehungscamp für flegelhafte Promis" ist die Rede von einer geplanten Reality-Show, in der "Uschi-Glas-Sohn Ben Tewaag, Prinz Frédéric von Anhalt und weitere Rüpel-VIPs gedrillt werden". Das liest man gerne. Erstens kann ein wenig Benimmunterricht für Prügel- und Pinkelprinzen, Räuberbarone und sonstige VIPs, denen es an Kinderstube mangelt, nicht schaden; zweitens gewährleistet eine Bezeichnung wie "Rüpel-VIP" die längst überfällige Binnendifferenzierung im VIP-Lager.

Denn: VIP ist nicht gleich VIP ¬- nur legen wir nicht immer ausreichend Wert auf die sprachliche Abgrenzung zwischen den diversen VIP-Subtypen. Weniger wichtige VIPs sind Wald- und Wiesen-VIPs; möglicherweise wäre auch eine nach dem Muster von B- und C-Promis getroffene Einteilung in A-VIPs, B-VIPs und C-VIPs sinnvoll. Rüpel-VIPs sind unerzogen; Krypto-VIPs legen Wert darauf, nicht als VIP zu erscheinen; Tölpel-VIPs verhalten sich ungeschickt; Seppel-VIPs sind naiv; Trottel-VIPs mangelt es an geistigem Leistungsvermögen. Pseudo-VIPs wiederum nur so tun, als ob sie VIPs wären, während sie in Wahrheit lediglich VUPs sind (Very Unimportant Persons). Anregungen zur weiteren Ausdifferenzierung des amorphen VIP-Lagers sind herzlich willkommen. (Christoph Winder, derStandard.at/Kultur, 05.08.2008)