Jedes Wort will nur Wörter um sich haben, die zu ihm passen. Nehmen wir zum Beispiel die Sonne. Solange die Sonne "scheint", ist alles in Ordnung. Auch wenn die Sonne "lacht", geht das noch (metaphorisch) hin. Wenn die Sonne aber gurgelt oder schweißelt oder schwänzelt, dann wird es rätselhaft und es besteht der starke Verdacht, dass der, der uns von der schwänzelnden Sonne erzählt, entweder ein surrealistischer Dichter oder ein Konsument schwerer Drogen ist.

Zweites Beispiel: Bei der Konstruktion "riechen nach" erwartet man in der Regel als Ergänzung ein Wort, das eine Sache mit (typischem) Geruch bezeichnet, also: Es riecht nach Brot, nach Rosen, nach Rauch. Seltsamer wären Sätze wie "es riecht nach Geo-Dreieck" oder "es riecht nach Windows XP", und seltsam sind auch diese Sätze aus dem "Olympia-Tagebuch" von Walter Unterweger, das in Österreich (der Zeitung, nicht dem Land) erscheint: "Ich betrete den Innenhof des Great Wall Sheraton Hotels und staune über einen chinesischen Park mit zwei Pavillons. Von draußen ist es die perfekte asiatische Kulisse für die Feiern, drinnen wird es aber ganz nach Österreich riechen".

Das ist insofern merkwürdig, als "riechen nach" kaum je einmal mit einer Nationalstaatsbezeichnung kombiniert wird ("Es riecht nach Island?" "Es riecht nach Kanada?") und die Annahme von der Existenz eines typischen Österreich-Geruchs doch eher auf tönernen Füssen steht. Ich finde ja, dass es hundert Meter jenseits der österreichischen Grenze, also sagen wir in Deutschland, der Schweiz oder der Slowakei, ganz genau so riecht wie in Österreich, und in Österreich selbst habe ich es schon mit außerordentlich verschiedenen Gerüchen zu tun gehabt. Aber womöglich sind die p.t. Leser ja anderer Ansicht und haben ganz präzise Vorstellungen davon, wie es denn riecht, wenn es "nach Österreich" riecht.