Bild nicht mehr verfügbar.

Foto: AP

Sommer ist die Zeit des Hüftgolds. Ohne Barmen legen Bikinis und Badehosen die Speckkringel und Fettflügel bloß, die man sich das Jahr über angefuttert hat und die nun, provokativ ausladend, die Körpermitte umrunden. Manche sagen "Schwimmreifen" dazu. Die Engländer denken an den Geschlechtsverkehr und sprechen scherzhaft von "love handles". Die Australier haben für überhängende Fettmassen den Begriff "muffin tops" erfunden, der vom Macquerie Dictionary, einem örtlichen Wörterbuch, 2006 zum "Wort des Jahres" gewählt wurde (ein Muffin ist ein Gebäck mit einer typischen ringartigen Teigkrause, die knapp oberhalb des Papierförmchens, in dem der Muffin steckt, ins Freie dringt). Wiederum andere nennen die Muffin Tops, Love handles oder Schwimmreifen eben Hüftgold. In Berlin gibt es ein Modelabel namens Hüftgold, in Düsseldorf ein Cafe Hüftgold.

Je mehr vom Hüftgold schwingt und schwabbelt, desto mahnender runzelt der Arzt die Stirn. Erlaubter Bauchumfang: Höchstens 88 Zentimeter bei Frauen, höchstens 102 bei Männern. Hüftgold, das diese Maße sprengt, ist ungesund. Besonders der "Apfeltyp", der klassische Hüftgoldträger, gibt zur medizinischen Sorge Anlass: Es droht das metabolische Syndrom (oder Syndrom X) mit erhöhtem Blutdruck, erhöhten Blutfetten und erhöhtem Blutzucker. Der zur Anlagerung von Popo- und Oberschenkelgold tendierende "Birnentyp" hat vielleicht auch seine kosmetischen Probleme, aber weniger riskant als Hüftgold ist Oberschenkelgold allemal.

Das Vor-Magazin, die Zeitschrift, die in den Wiener Bims baumelt, berichtet in seiner jüngsten Ausgabe, dass Tatjana Batinic, Miss Austria des Jahres 2006, "Hüftgold" geschlemmt habe. Dazu sieht man ein Foto von Frau Batinic, wie sie sich gerade mit einer Kuchengabel ein Stück Torte einverleibt. Das ist eine interessante Anwendungsversion des Hüftgoldes, weil mit dem Hüftgold nicht das am Körper sichtbare Resultat des Schlemmens gemeint ist, sondern eine kalorienreiche Speise, die zur Produktion von überschüssigem Körperfett beiträgt. Mit demselben Recht könnte man natürlich auch Speck und Spiegelei, Bratwurst und gebackenen Emmentaler "Hüftgold" nennen. Der besseren Unterscheidbarkeit halber wäre es in solchen Fällen aber vielleicht doch angezeigt, nicht bloß von "Hüftgold", sondern von "Hüftgold in spe" oder "Hüftgold in the making" zu sprechen.

Güldene Assoziationen der verehrten Leser sind wie immer willkommen.