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Es gibt mehr als eine Art, ein Rohr zu verlegen. Der deutsche Sexualwissenschafter Volkmar Sigusch hat soeben eine Geschichte seines Faches publiziert ("Geschichte der Sexualwissenschaft", bei Campus) und sich dabei, wie ich einer Rezension des Buches in der Online-Ausgabe der NZZ entnehme, über Kollegen wie Wilhelm Reich oder Ernest Bornemann belustigt: Diese hätten nämlich ausschließlich den "Coitus germanicus simplex" als das sexuelle Ideal angesehen, alles Gleichgeschlechtliche hingegen verdrängt.

An dieser Aussage besticht natürlich die wunderbare Bezeichnung "Coitus germanicus simplex", mit der wohl ein heterosexueller Wald- und Wiesenbeischlaf der schlichtesten Machart gemeint ist. Bei ordnungsliebenden Menschen könnte der Begriff "Coitus germanicus simplex" sogleich die Lust (!) wecken, auch andere Coitusformen mit lateinischen Worten zu klassifizieren und ein wenig Überblick in einen naturgemäß zur Ausschweifung tendierenden Bereich menschlichen Zusammenlebens zu bringen. So ließe sich an einen "Coitus germanicus duplex" denken (Coitus zweier deutscher Ehepaare im Swingerclub), an einen "Coitus austriacus multiplex" (zur Bezeichnung einer Orgie unter Österreichern), einen "Coitus interruptus britannicus" (ein unterbrochener Beischlaf in London) usf. Zur Ermittlung weiterer nützlicher Coitus-Kategorien hoffe ich auf die Mitwirkung von Lateinern ohne falsche Prüderie.