Österreich (die Zeitung, nicht das Land) hat seinen USA-Korrespondenten Herbert Bauernnebel der akuten Hurrikan-Berichterstattung wegen nach New Orleans entsandt und titelt seinen Bericht mit "'Mutter aller Stürme' kommt - 1 Million Menschen flieht". So wirklich haut die Mutter-Metapher hier aber leider nicht hin, weil, erstens, Mütter nur selten "Gustav" heißen. Zweitens hatte Saddam Hussein anno 1990 mit der Redewendung von der "Mutter aller Schlachten" gemeint, dass der Golfkrieg eine Reihe anderer Schlachten nach sich ziehen würde. Umgesetzt auf Gustav hieße das, dass Gustav nicht nur selbst Schaden stiftet, sondern auch die ihm folgenden Hurrikane hervorbringt, was meteorologisch allerdings unzutreffend ist.

Aber wir wollen nicht beckmesserisch sein. Seit dem Abgang Saddam Husseins von der historischen Bühne ist die Mutter-Metapher generell nicht mehr so häufig zu vernehmen wie früher. Auf Wirkung bedachte Stilisten können also ruhig ab und an eine Mutter in ihre Rede einflechten und damit einen kleinen rhetorischen Effekt mit feinem orientalischem Flair erzielen. Ein paar Mütter, die der Chronist zufällig aus dem Internet gefischt hat, sind die Mutter aller Teilchen (aus einem Bericht über Teilchenphysik), die Mutter aller Reiseseiten, die Mutter aller Finanzkrisen, die Mutter aller Vorwände, die Mutter aller Literaturwissenschaften, die Mutter aller Datenbanken, die Mutter aller Popkonzerte und Beate Uhse, die Mutter aller Sexläden (Die Welt). Für den Fall, dass auch die p.t. Leser von dem einen oder anderen Mütterlein zu berichten haben, bitte ich um Nachricht.