Die Welt in der wir leben, wandelt sich unablässig, und häufig stellt uns die Entstehung neuer Objekte oder Sachverhalte vor die Aufgabe, diese Neuzugänge auch benennen zu müssen. Dies gilt selbstverständlich auch für die Pharmaindustrie: Wenn die ein neues Arzneimittel auf den Markt bringen will, dann muss sie zunächst einmal einen aussagekräftigen Namen aushecken, um bei Ärzten und Patienten Eindruck zu schinden. Das gelingt manchmal besser und manchmal weniger gut.
Bei einem Apothekenbesuch bin ich vor kurzem eines Medikaments namens Grippostad ansichtig geworden, das mir aus einer blank geputzten Vitrine entgegenblinzelte. Grippostad halte ich für einen ausgezeichneten Namen, weil er sich, wenigstens in Ostösterreich, auch als expressive Befehlsform lesen lässt: "Grippo! Stad!" bedeutet, dass die Grippeviren gefälligst den Mund halten ("Stad!") und sich dorthin verziehen sollen, wo sie hergekommen sind. Die latinisierende Endung -o in "Grippo" verleiht der Bezeichnung zusätzlich etwas Altphilologisch-Edles, was dazu führen dürfte, dass sich die Patienten diese Arznei gleich mit doppeltem Engagement einverleiben. Statt Grippostad hätte man das Medikament natürlich auch Grippogusch nennen können. Mit der direkten Ansprache unerwünschter Erscheinungen am Körper in Produktnamen haben wir uns übrigens schon an anderer Stelle beschäftigt ("Good-Bye Cellulite").

Ich hoffe natürlich, dass auch die p.t. Leser ein paar schöne Postings zum Thema "Gekonnte und weniger gekonnte Medikamentennamen" beizutragen haben.