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Bis 1983 war ja noch alles cool. Man hat sich als Rollerista nicht um Honda kümmern müssen. Aber 1984 brachte Honda den "Scoopy" raus und mischte auf einmal am Rollermarkt mit. Und das mit Eigenschaftswörtern, die niemand bis dato zu verwenden wagte, wenn er über einen Roller geredet hat: "qualitativ hochwertig" und "einfach zu fahren".

Gut, nicht einmal die gewagtesten Archive sagen so Worte wie "interessantes Styling" oder gar „fesch". Aber schön allein nutzt eh auch nix, wenn die Kraxetten nicht anspringt wie die Bleikristallgläser zu Silvester, beim beschleunigten Bodenkontakt. Damit der "Scoopy" im Rollerland Italien auch ein Leiberl gegen die Vespas hatte, spendierte man ihm 150 Kubik. So hatte der "Scoopy" durch den Muskelzuwachs sogar ein Ruderleiberl.

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Zarte 21 Jahre später wird der "Scoopy" zum SH125i. Er kriegt eine Einspritzung und einen geregelten Katalysator. Honda spricht von „beeindruckenden Stückzahlen", die ihren Weg vom Händler zum Kunden gefunden haben. Grund dafür waren neben der schon erwähnten Qualität wohl auch das Automatikgetriebe und die Schuhgröße: Der SH125i rollerte auf komfortablen 16-Zöllern durchs Land.

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2009 wird der SH125i runderneuert. "Frische Optik, überarbeitete Technik und neue Farben", nennt Honda das, was mich eher an einen motorisierten Nasenbären erinnert. Die Optik des Knubbelrollers fesselt mich nicht mehr, als das Fernsehprogramm mit dem angetrankelten Baumeister. Aber während man über Geschmack streiten kann, spielt Honda technisch wieder in der obersten Liga.

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Der SH125i hat eine Kombinationsbremse, damit auch vorsichtige Fahrer rechtzeitig vorm Hindernis zum Stehen kommen und nicht mit blockiertem Hinterradl Sterne reißen wie eine Silvesterrakete. Dazu wird das Hinterrad erstmals über eine Scheibenbremse entschleunigt. Zum besseren Rollerschuhlaufen – das Mitwatscheln bei Schritttempo – ist die Sitzhöhe nun, mit 785 Millimetern, um einen Zentimeter niedriger als beim Vorgänger und die Verkleidung etwas schlanker, ohne etwas von den Schutzeigenschaften bei feuchtem Wetter einzubüßen. Blinker und Scheinwerfer sind jetzt hinter Klarglas versteckt.

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>>> Kostenbewusst Stadtflitzer und die Alternative

Der SH125i hat ein kleines Windschild, das ausschaut wie aufgestellte Stirnfransen. Und Trittbretter für den Sozius in Rollerfarbe. Mit dem wassergekühlten Motor soll der Automatikroller angenehm leise sein. Geringer Verbrauch und niedrige Unterhaltskosten machen den SH125i also zum Must-Have für kostenbewusste Stadtflitzer. Wäre da nicht der SW-T400. Der andere neue Roller von Honda, am anderen Ende der Rollerstange.

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Alles was der SH125i kann, kann der SW-T400 auch, wenn nicht besser. Nur bei der Farbpalette ist der 400er bescheidener. Was aber nix macht, weil den „Pearl Acid Yellow"-SH125i werden eh nur unheilbare Individualisten als erste Wahl ansehen. Einem Executive-Roller wie dem SW-T400 reichen Silber, Schwarz und Weiß. Ich meine natürlich "Sword Silver Metallic", "Pearl Cosmic Black Metallic" und "Pearl Sunbeam White".

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Der SW-T400 macht schon ordentlich was her. Mit dem Radstand von 1.600 Millimetern lässt er, in Bezug auf Langstreckenkomfort, keine Wünsche mehr offen. Zur Bestätigung werkt im Honda kein 400er-Häferl, sondern der Roller wird über einen Parallel-Twin mit 399 ccm angetrieben. Acht Ventile, vier Takte, und zwei Zylinder reichen für 28,7 kW und 37,8 Nm. Honda verspricht den flottesten Antritt und den höchsten Top-Speed in diesem Segment.

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Der 400er hat jede Menge Stauraum im Handschuhfach, und unter die Sitzbank bekommt man sogar zwei Helme, die dann die Antwort darauf wissen, ob das automatische Staufach-Licht wirklich nicht brennt, wenn keiner schauen kann, weil der Deckel zu ist. Sicher schauen wird man aufs Mäusekino zwischen den Lenkerenden, das neben den üblichen Verdächtigen auch eine Sprit-Verbrauchs-Anzeige hat und ein Display eines Autos erinnert.

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Trotzdem spricht nicht alles für den SW-T400 und macht so die Entscheidung, zu welchem Roller man greifen soll - selbst bei so unterschiedlichen Produktionsansätzen – gar nicht einfach.

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Denn der SH125i ist nicht nur der günstigere in der Anschaffung und im Erhalt, sondern auch der kompaktere und der wendigere Roller. Die 16-Zöller finden sich nämlich am 400er nicht, der aber trotzdem der Geeignetere für die längeren Strecken ist. (Text: Guido Gluschitsch)