Vor einigen Tagen wurde ich Zeuge dieses kleinen Vorfalls: Ein Herr kommt zum Empfang des STANDARD und legt mit den Worten "Und zwar: Ich bring an Briaf für den Redakteur X." sein Anliegen dar. Das Interessante an diesem Gesprächsbeginn ist die Formel "Und zwar...", die ja üblicherweise voraussetzt, dass ihr eine Aussage vorangeht, die erst nach dem "und zwar" näher ausgeführt wird: "Er raucht sehr viel, und zwar 120 Zigaretten am Tag", "Ich habe ihr Benehmen unmöglich gefunden, und zwar vor allem, dass sie bei Tisch in die Suppe gespuckt hat" und so fort. Der Feststellung des Viel-Rauchens bzw. des schlechten Benehmens folgt die Begründung auf dem Fuße: 120 Zigaretten, In-die-Suppe-Spucken.

Wird man hingegen unvermutet von einem einleitenden "Und zwar" überrumpelt, so ist man gezwungen, sich selbst einen Reim darauf zu machen, was hier eigentlich näher erörtert werden sollte. Ich vermute, dass sich der eingangs genannte Herr gezwungen fühlte, sein schieres Hiersein im STANDARD zu begründen, sodass sich sein "Und zwar" auf den unausgesprochenen Satz „Guten Tag, ich bin jetzt hier" bezog, der dann erst durch die Briefzustellung, den Grund des Kommens, näher ausgeführt wurde.

Den Trick, einen Text mit Konjunktionen zu beginnen, die eigentlich logisch eine vorhergehende Aussage erfordern würden, machen sich auch manche Kolumnisten zu eigen, indem sie etwa Sätze wie "Aber jetzt wird alles wieder gut" oder "Dann halt nicht" oder "Und zwar der Bundeskanzler" an den Beginn ihrer Ausführungen stellen. Das kann man nun originell und verblüffend finden, oder auch ein recht penetrantes Heischen nach Aufmerksamkeit. Bei mir persönlich hängt es immer von der Tagesverfassung ab, welche emotionale Reaktion ein solcher Coup bei mir hervorruft und ob ich mich dem Text dann neugierig zu- oder mich gelangweilt von ihm abwende.

Ich hoffe, dass auch die p.t. Leser ein paar schöne Anmerkungen zum Thema "Redewendungen, die aus dem logischen Nichts kommen" beizusteuern haben.