Das Zeit-Magazin widmete sich in der Vorwoche dem Studium des so genannten Diderot-Effekts bzw. der Diderot-Einheit. Gemeint ist das Phänomen, dass das Auftauchen eines neuen Gegenstandes, sei es ein Kleidungs- oder ein Einrichtungsstück, im Lebensbereich eines Menschen diesem das Gefühl vermitteln kann, als wäre etwas in seinem Leben in Unordnung gekommen, das er erst durch diverse Umstellungsarbeiten bzw. den Kauf zusätzlicher neuer Kleidung oder neuer Möbel wieder bereinigen kann. Dem französischen Philosophen und Enzyklopädisten Denis Diderot erging es so, als er seinen alten Morgenmantel gegen einen funkelnagelneuen, scharlachroten eintauschte und sich danach veranlasst fühlte, seine gesamte Objekt-Entourage von vorn bis hinten umzukrempeln. 

Der amerikanische Kulturanthropologe Grant McCracken hat versucht, dieses Phänomen zu erklären: Jeder Mensch strebe danach, eine mit ihm übereinstimmende Umgebung zu schaffen, die ein sinnvolles Ganzes (eine "Diderot-Einheit") ergibt, und wenn in dieser Umgebung die Übereinstimmung abhanden kommt, dann kann es leicht sein, dass alles aus den Fugen (gerät). Die Übereinstimmung ist dahin und mit ihr das richtige Maß, die Schönheit." (Zitat Diderot) . Die p.t. Leser seien also gewarnt, wenn sie neuen Morgenmänteln, Fruchtpressen, Korkenziehern, Pudelmützen oder sonstigen unberechenbaren Objekten Einlass in ihren diderot-einheitlich gestalteten unmittelbaren Lebensbereich gewähren.