Der SH 300i hat mit seinen 300 Kubikzentimetern die Konkurrenz statt in der Tasche, im Topcase. Unter der Sitzbank ist leider kaum Stauraum.

Foto: Wolf-Dieter Grabner

Mit ABS und CBS hat der Honda-Roller nicht nur sehr sichere Bremsen, sie schauen auch noch sehr edel aus.

Foto: Wolf-Dieter Grabner

Mit den großen Rädern ist der SH 300i sogar für Wochenendtouren geeignet.

Foto: Wolf-Dieter Grabner

Na da bin ich wieder schön reingefallen. Bevor ich den Honda Sh 125i gegen den großen Bruder, den SH 300i tausche, stolpere ich noch über diese Zeile im Honda-Prospekt: Aufsitzen, Gas geben, losbrausen. Watscheneinfach. Stimmt ja auch. Außer du steigst grad direkt vom 125er auf den 300er um.

Gell, da schaust, wie der gut geht, der 300er...
Foto: Wolf-Dieter Grabner

Weil, wir erinnern uns; letzte Woche hab ich dem 125er noch attestiert, dass er für die Stadt gerade das bisserl übermotorisiert ist, das man sich wünscht. Jetzt stemmt der 300er aber statt der 10 kW gleich einmal die Doppelten – das sind 27 PS. Und das Drehmoment steigt auch von jetzt auf gleich von 11,5 auf 26 Nm, während die Abmessungen des 300ers fast gleich kompakt sind wie die des 125er-Rollers.

Nicht nur mit dem Knie, sondern auch mit der Schulter schleifen, und das auf einem Roller!
Foto: Wolf-Dieter Grabner

Was also passiert, ist, dass der glu am Honda-Parkplatz beim 300er das Gas aufreißt und quasi gleichzeitig auch die Augen, weil damit hat er jetzt nicht gerechnet. Der Roller tigert los, als gäbs dafür ein Körberlgeld. Ich komm gar nicht schnell genug mit dem Einlenken nach, sodass ich mich fast ganz elegant vor der Honda-Haustür ausbreite. Und die Honda-Leut haben eh immer so eine Freud mit mir. Als ob ich schon einmal was zerkratzt zurückgebracht hätte. Na ja, lassen wir das.

Ja, ja, ich weiß schon, was Sie denken. Was isn mit dem glu los? Fahrt er echt so mies, wie er immer schreibt und kann er in einer überbreiten Hofausfahrt keinen Roller wenden? Jetzt ist es nicht so, dass das wurscht wäre, wenn der SH 300i vor dem Honda-Eingang aufsetzt. Ich hab mir natürlich die Reifen vom Scooter angeschaut, bevor ich ihn angestartet hab. Und das kommt so: Als mir letzte Woche der Honda-Techniker Zwedi den 125er in die Hand gedrückt hat, war er noch ganz desperat, weil er sich beim Tanken mit den neuen Reifen fast so verbremst hätte, dass der 125er ein neues Licht gebraucht hätte.

Mit dem 300er ist man, wenn man nicht aufpasst, flotter unterwegs als der Exekutive recht ist.
Foto: Wolf-Dieter Grabner

Nachdem sich mein Schreck gelegt hat und ich eh locker die Ausfahrt geschafft hab – ja mei, ich nenn das journalistische Freiheit -, seh ich, dass der 300er eh schon fast hundert Kilometer auf der Uhr hat. Jö, den hat vor mir also ein Journalistenkollege schwer spazieren getragen. Dabei ist das gar nicht notwendig. Der SH 300i bremst eh mit CBS-ABS. Deppensicher. Da kann nix sein, weil selbst wenn Herbert Hosenscheißer bei einer Notbremsung voll in die Hinterbremse greift, ankert vorne ein Kolben mit, bis hinten das ABS einsetzt. Superkurzer Bremsweg, wenn man bedenkt, dass sonst gach die komplette Verkleidung schleift, die ja einen vergleichsweise mickrigen Reibwert hat.

ABS ist bei Honda ja inzwischen schon der zweite Vorname. Der SH 300i hat sogar CBS-ABS.
Foto: Wolf-Dieter Grabner

Was halt mit dem Bremssystem nicht geht, ist das reifenverbrauchende Andriften der Haltelinie vor der roten Ampel mit blockiertem Hinterrad. Sehr schade für mich – sonst interessiert das aber außer der Reifenindustrie eh niemanden. Bei der 300er Vespa hat das letzte Woche aber schon Eindruck geschunden. Wo ist der Schönling heute, mit seiner Italo-Reiben. Heute könnten wir uns messen. Er mit seinen 278 Kubikzentimetern und ich mit den 279. Die Hubräumer sind jetzt eher vergleichbar als letzte Woche, als ich nur 125 Kubikzentimeter Hubraum hatte.

Schlichtes Weiß steht dem SH 300i ganz gut!
Foto: Wolf-Dieter Grabner

Ich sag es gleich: Ich würde ihn und seine Wespe einstampfen wie die Wildecker Herzbuben den Semino Rossi beim Schlammcatchen. Die Honda hat um 4 kW und über 3 Nm mehr Schmalz. Dazu die 16-Zöller beim Honda statt der kippligen 12-Zoll-Räder der Vespa. Vom Fahrwerk will ich gar nicht anfangen, weil da ist der SH 300i eine Klasse für sich. Oder Honda hat schlicht vergessen, das sonst für Scooter typische, permanente Lenkerflattern einzubauen. Und he, heute ist meine Honda auch weiß und fesch!

Stehend freihändig: flüsterleise Generalprobe ohne Moped.
Foto: Wolf-Dieter Grabner

Aber nix, ich war Stunden um Stunden mit der Honda unterwegs. Rein dienstlich versteht sich. Auf der Suche nach der bestimmten 300er-Vespa. Nicht „schon wieder den ganzen Tag deppert umeinander fahren und zwischendurch in der Sonne liegen". Nein. Recherche-Riden! Sogar am Donaukanal war ich. Dort haben der Graf Foto und ich dann die Pics gemacht. War eine fetzen Gaudee und ein bisserl eine Farbe hab ich auch gekriegt, weil die Sonne so schön schien. Aber verraten S‘ mich nicht: Dort ist ja Fahrverbot.

Verraten S' mich nicht, sonst muss ich hinter Gitter.
Foto: Wolf-Dieter Grabner

Das heißt, ich konnte den Roller nur fahren, wenn keiner geschaut hat. Weil das Wetter aber so schön war, waren viele Leut unterwegs und so musste ich den SH 300i ganz oft anschieben, dann draufspringen und bei der Kamera vorbeirollen. Von wegen: Aufsitzen, Gas geben, losbrausen! (Guido Gluschitsch; Foto: Wolf-Dieter Grabner, theflow.cc)