Schnorrer sind Menschen, die, wie Bettler, auf kostenlose Zuwendungen erpicht sind, aber, anders als die meisten Bettler, ihr Anliegen eher diskret verkleidet, quasi subkutan an die Frau oder den Mann bringen: Hättest Du vielleicht einen Euro für mich? Kannst Du mich auf ein Bier mitnehmen usf. Darauf gibt es nun zwei prinzipielle Reaktionen: Entweder man rückt das Verlangte mehr oder minder willig heraus - oder man setzt sich zur Wehr: Manchmal will man eben keine Zigarette spendieren, das Bier nicht zahlen usf.

Durch einen freundlichen Hinweis bin ich auf einen Song der Schweizer Band Rumpelstilz gestoßen, der zwar schon etliche Jahre auf dem Buckel hat, aber eine immer noch hörenswerte Zusammenstellung von mannhaften Verteidigungsformeln eines Dauerangeschnorrten bietet: "Bini Gottfried Stutz e Kiosk? Oder bini öppen e Bank? Oder gseehni uus wines Hotel? Oder wine Kasseschrank?". Auf Hochdeutsch: "Bin ich ein Kiosk (Gottfried Stutz ist ein milder Schweizer Fluch, etwa: zum Kuckuck). Oder bin ich eine Bank? Oder sehr ich aus wie ein Hotel? Oder wie ein Kassenschrank?".

Diese Seh-ich-etwa-aus-wie-ein-Kiosk-Schnorrerabwehr ist nicht auf das Schwyzerdütsche beschränkt. Im jüdischen New Yorker Englisch ("Hebonics") gibt es sarkastische Formeln, mit denen man zum Beispiel lästige Nach-der-Zeit-Frager abschmettert: "What do I look like? A clock?" Und noch ein paar deutsche Alternativen zum "Kiosk", die ich im Internet gefunden habe: "Sehe ich aus wie Rockefeller (wie Krösus, wie die Wohlfahrt)?".

Nutzbringende Sätze! Vielleicht haben ja die p.t. Leser noch andere Vorschläge auf Lager, um allzu kühne Schnorrer zur Ordnung zu rufen.