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Das Wichtigste für den Adel ist es, die Distinktion zu den Bürgerlichen aufrecht zu erhalten, und dieses Ziel verfolgt er natürlich auch mit sprachlichen Mitteln. Dem Büchlein "Noblesse Oblige - Die Kunst, ein adeliges Leben zu führen" von Christine Gräfin von Brühl (Eichborn Verlag) entnehme ich, dass es so etwas wie einen allgemeinen Adelsjargon gibt, der nur in adeligen Kreisen verwendet und verstanden wird und dero hochwohlgeborene Welt nach außen hin systematisch abschottet.

Einige Beispiele: "Laisch" bezeichnet "eine gewisse Aufgeregtheit. Nervosität. Laisch ist man vor Prüfungen, laisch ist man vor einer ungewohnten Situation. Laisch ist man aber auch vor Weihnachten, laisch ist man vor allem vor Festen." Ein "Lusterkletterer" oder "Hermelinfloh" ist ein Bürgerlicher, der auf peinliche Weise versucht, sich einem Adeligen oder einer Adelige anzubiedern. "Möh" fühlt man sich, wenn man "echte Furcht" hat. "Wem möh zumute ist, der hat Angst, ihm ist irgendetwas unheimlich, er traut sich nicht." Und dann gibt es noch das "Kiesgeräusch". Das ist ein Gefühl (!) der intensiven Vorfreude, wenn man in seinem Schloss sitzt und hört, wie sich ein Ebenbürtiger auf der kiesbedeckten Auffahrt nähert: Kaum ist der Graf im Anrollen, fühlt sich der Baron ganz Kiesgeräusch. Das sind eben die Privilegien des Adels: Ein Bürgerlicher dagegen wird sich meist nur ganz Fußmatte fühlen, wenn er lieben Besuch bekommt.