Bei meinem letzten Sonntags-Besuch im stets superüberfüllten Billa am Franz-Josef-Bahnhof kam ich in einer extralangen Warteschlange zu stehen. Um etwas gegen die sich bei solchen Gelegenheiten gerne einstellende Langeweile zu tun, studierte ich ausführlich das Billa-Spirituosenangebot. Die schönste Entdeckung, die ich im Getränkeregal machte: Der "Club Class Eier Liqueur". Kann man sich eine Warenbezeichnung vorstellen, die besser geeignet wäre, das von seinen Herstellern offenkundig intendierte, unerhört weltläufig-luxuriöse Flair dieses gelben Getränks herbei zu beschwören?

Allein die kostbar-französische Schreibung - Liqueur anstelle von Likör - vermittelt stante pede den Eindruck, als tauchte man klaftertief in die abgründige Sündhaftigkeit der Pariser Großbourgeoisie ein. Damit nicht genug: Dem Liqueur wird darüber hinaus - diesmal in angelsächsischer Orthografie - Klasse zugeschrieben, nämlich die "Club Class". Was eine Club Class ist, weiß ich nicht; die im Flugzeug ist es wahrscheinlich nicht, weil die Business oder First Class heißt, aber auch Club Class klingt unglaublich fürnehm und umwerfend exclusiv. Zählte ich zu den Menschen, die Eier Liqueur trinken (ich hab's mehr mit dem Weißwein), ich hätte mir schon aus reiner Angeberei ein oder zwei Fläschchen aus der Club Class zugelegt.