In Saturns "Sturmgasse" gewittert es seit neun Monaten, während der Mond Tethys (Punkt links oben) ruhig seine Runden dreht.

Foto: Nasa

Potsdam/Washington - Aus 1,2 Millionen Kilometer Entfernung sehen die Wolkenformationen recht unscheinbar aus. In Wahrheit tobt seit Mitte Jänner 2009 am Saturn ein Gewittersturm, den man in unserem Sonnensystem in dieser Dauer noch nicht gesehen hat, wie der österreichische Astronom Georg Fischer heute bei einer Fachtagung der europäischen Planetenforschung in Potsdam berichtet.

Das Unwetter am Saturn, das von der Sonde Cassini beobachtet wird, beeindruckt aber nicht nur durch seine mittlerweile neunmonatige Dauer - was den bisherigen Rekord von siebeneinhalb Monaten klar übertrifft. Auch sonst sind seine Ausmaße ziemlich beeindruckend. Der Durchmesser beträgt in etwa 3000 Kilometer, und die Energie, die dabei freigesetzt wird, entspricht in etwa der 10.000-fachen Energiemenge hiesiger Unwetter.

Saturns schmale "Sturmgasse" 

Für Fischer und seine Kollegen aus den USA und Frankreich ist die Beobachtung der Gewitterformationen am Saturn, die sich meist in der schmalen "Sturmgasse" rund 35 Grad südlich des Äquators bilden, freilich Mittel zum Zweck: "Auf diese Weise können wir nämlich mehr über die Ionosphäre des Planeten zu erfahren, also der geladenen Hülle, die den Saturn ein paar 1000 Kilometer über den Wolken umgibt", so Fischer.

Aufregende Neuigkeiten gibt es indes auch von der Atmosphäre des Saturnmonds Titan zu berichten, der kleiner als die Erde ist, aber ein Stück größer als unser Mond. Schon bisher wusste man, dass seine Lufthülle aufgrund einer Dunstschicht undurchsichtig ist und - wie die der Erde - hauptsächlich aus Stickstoff besteht.

Nun stieß man auf eine weitere Gemeinsamkeit, die Titan mit der Erde teilt: Bei chemischen Analyse der orangefarbenen Atmosphäre des Saturnmonds zeigte sich, dass seine Oberfläche in ähnlicher Weise vor UV-Strahlen geschützt sein dürfte wie die Erde dank der Ozonschicht - allerdings durch andere organische Molekülverbindungen, wie ein Forscherteam im Wissenschaftsjournal PNAS berichtet.

Damit ähneln die Bedingungen am Titan noch stärker der "Urerde" als bisher gedacht. Und das könnte uns wiederum helfen, die Entstehung des Lebens auf Erden besser zu verstehen. (Klaus Taschwer/DER STANDARD, Printausgabe, 15. 9. 2009)