Einen Überblick über die aktuellen Modelle auf der IAA gibt es in einer Ansichtssache.

Foto: Stockinger

> BMW Zu den Bayern muss man zwar neuerdings kilometerweit bis ganz hinten am Messegelände hatschen, dafür aber ist in deren Halle namens JWD (janz weit draußen) ordentlich was los. Speziell wegen der sensationellen Studie Concept Vision Efficient Dynamics wird man sich an den Publikumstagen des Andrangs kaum erwehren können. Sie lehnt sich optisch an den einstigen M1 (nein, nicht ab den US-Panzer M1 Abrams) an, gebaut 1978 bis 1981. Der Neue bietet einen "Blick in die Zukunft von Effizienz und Fahrfreude". Ingredienzien: Drei-Zylinder-Turbodiesel mit Hybridsynchronmotor an der Vorder- sowie Vollhybridsystem an der Hinterachse. Vmax: 250 km/h. 0-100 km/h: 4,8 sec. Verbrauch: 3,76 l / 100 km, CO2-Ausstoß: 99 g/km. Von M1 zu X1.

BMWs vierte SUV-Baureihe und 100 Prozent politisch korrekt, noch dazu deutlich fescher als angesichts der Studie von 2008 zu befürchten war. 4,45 m ist der wahlweise mit Hinterradantrieb und Allrad verfügbare X1 lang, ein Benziner und drei Diesel decken ein Leistungsband von 143 bis 258 PS ab. Ab 24. Oktober, Preise: 29.950 bis 48.600 €. Startbereit sind ferner: Active Hybrid 7 (Mildhybrid mit 4,4-Liter-V8-Benziner, 8-Gang-Automatik, E-Motor; Systemleistung: 465 PS) und Active Hybrid X6 (Vollhybrid mit 4,4-l-V8 und zwei Elektrosynchronmotoren; Systemleistung: 485 PS). Beide gibt's ab April 2010. Bei Mini springen vor allem die beiden peppigen Coupé- und Roadster-Studien ins Auge, die eventuell schon 2011 in entsprechende Serienmodelle münden könnte. Der "Mini" von Rolls-Royce hingegen hört auf den inspirierten Namen Ghost (6,6-Liter-V12, 570 PS), ist 5,40 m kurz und kommt zu Jahresende.

> DAIMLER Dass man praktisch, emotionell und technisch an vorderster Front marschiert, möchte Daimler demonstrieren. Beginnen wir praktisch und damit mit der kommerziell wichtigsten Mercedes-Modellneuheit: E-Klasse T-Modell. Der nicht nur formal gelungene Kombi, der bis zu 1950 Liter Ladung schluckt, kommt im November zu Preisen von zunächst 48.882 bis 84.813 €. Sparsamste Motorisierung wird (ab 1. Quartal 2010) der E 200 CDI Blue Efficiency sein: 5,7 l/100 km, CO2: 150 g/km. Vorbildlich. Dann die Emotionen. Mercedes SLS AMG. Was für ein Traumsportwagen. Wird in Österreich € 212.500 kosten, wenn er im Frühjahr 2010 an den Start geht. Alu-Spaceframe-Karosserie, 1620 kg Leergewicht, Flügeltüren, 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe, 6,2-Liter-V8-Frontmittelmotor, 3,58 sec auf 100 km/h, Vmax: 317 km/h, 571 PS/420 kW aus 6,3 V8. Gloriose Wiedergeburt des legendären Flügeltürers von 1954 und erstes komplett von AMG entwickeltes Auto. Ferner gesehen: Mercedes Vision S 500 Plug-in-Hybrid. Ist bereits in Serienerprobung, wird in der aktuellen Modellgeneration aber keine Rolle mehr spielen. Kann 30 km elektrisch fahren und verbraucht, aufgepasst: 3,2 l / 100 km!

> FIAT gönnt sich modellmäßig eine kleine Atempause, in der Hinsicht ist lediglich der Punto Evo zu vermelden: Modellpflege für den beliebten Kleinwagen. Verfügbar ab November. Technisch beginnt man soeben mit der Implementierung der Multi-Air-Technologie, ein spannender Schritt in Richtung leistungsstarker, zugleich sparsamer kleinvolumiger Motoren.

> FORD Bei Ford dreht sich alles um den neuen C-Max - der jedoch erst in einem Jahr erhältlich sein wird. Außer dem dynamisch gezeichneten 5-Sitzer kommt auch eine 7-Sitzer-Langversion mit Schiebetüren.

> HYUNDAI Die Koreaner geben mächtig Gas. Wichtigste Modellneuheit bei Hyundai: Tucson-Erbe ix35. Der markant gezeichnete Kompakt-SUV (4,41 m) kommt mit einem 2,0-Liter-Diesel (136 sowie 184 PS), Marktstart: Frühjahr. Dann: ix-Metro. Kompakte Van-Studie, die auf ein Ende 2010 kommendes Serienmodell verweist. Und schließlich: i10 EV. Ein seriennahes Elektroauto auf i10-Basis (Reichweite: 160 km), dessen Produktionsstart für Ende 2010 avisiert ist und ab 2011 in Österreich erhältlich sein soll. Auch Konzernbruder Kia hat einiges im Köcher: Neuer Sorento (ab Ende September, ab € 30.990), und, vor allem: Venga. Der 4,07-Meter-Van (Leistungsspektrum: 75 bis 115 PS; Start-Stopp-System ISG serienmäßig) wird in Europa gebaut und ist zu Jahresende startbereit. Und, Kia allgemein: Wo künftig Eco Dynamics draufsteht, ist spritsparende Technik drin.

> JAGUAR Flaggschiff-Erneuerung: Die achte XJ-Generation des XJ ist fertig. Elegante, gestreckte Erscheinung mit polarisierend designtem Heck. Kommt mit einem V6-Diesel (275 PS) sowie zwei V8-Benzinern (470 und 510 PS). Ab Frühjahr. Preise: € 85.900 bis € 160.500.

> OPEL Bei Opel gibt's den neuen Astra. Und den Astra. Und außerdem den Astra. Heißt: Alles dreht sich um den neuen Golf-Gegner, und der wird ab Jänner in Österreich erhältlich sein. Sicher das wichtigste Volumenmodell der IAA. Der Wagen ist ähnlich stimmig gestylt wie der Insignia und auf 4,42 m Länge gewachsen (VW Golf: 4,20 m), der Spritverbrauch konnte dennoch deutlich gesenkt werden. Sparsamster Astra wird der 1,3 CDTI Ecoflex (95 PS, ab 20.070 €) sein - Verbrauch: 4,2 l Diesel / 100 km, CO2: 109 g/km. Neun Motoren gibt's vom Start weg, sie leisten 87 bis 180 PS. Die Preispalette reicht von 17.250 (1,4 Ecoflex, 87 PS) bis 28.530 € (2,0 CDTI, 160 PS).

> PORSCHE Schon mal von 911 Turbo gehört? Weil, der neue wäre da. Porsche verspricht, die siebente Generation gehe als sparsamster (elf Prozent geringerer Spritverbrauch), zugleich spurtschnellster Hochleistungssportwagen seiner Klasse an den Start, und man werde damit die Oberhoheit auf der Nürburgring-Nordschleife zurückerobern. 500 PS aktiviert der neue 3,8-Liter-Direkteinspritzer, das sollte reichen, um die Konkurrenz in Schach zu halten. Preise: 911 Turbo Coupé ab € 174.720 (mit PDK-Getriebe: ab € 179.200). Cabrio: ab € 187.910. Weiters am IAA-Stand: 911 GT3 RS (540 PS; ab Jänner, ab € 175.780) und dessen Motorsport-Zwilling 911 GT3 Cup (450 PS; ab Oktober, ab € 149.850).

> PSA Mit dem 3008 Hybrid4 bringt Peugeot einen seriennahen Ausblick auf den im Frühjahr 2011 startenden Diesel-Hybriden. Ende 2010 schon wird hingegen der iOn an Privatkunden verkauft werden: Jenes Elektroauto, das Peugeot von Mitsubishi (i-MiEV) zugeliefert kriegt. Zeitlich noch näher steht der 5008, die nächste Modellvariante auf 308er-Basis. Der 7-sitzige Kompaktvan startet heuer im November, der Einstiegspreis liegt bei € 21.990 (1,6 VT / 120 PS). Für Emotionen, auch patriotische, ist dann der RCZ zuständig. Das Coupé, das sich mit Audis TT (und nebenher VW Scirocco, Renault Mégane Coupé) messen soll, wird bekanntlich bei Magna in Graz gebaut. Zum Marktstart gibt's einen 156-PS-Benziner, der Preis soll deutlich unter 30.000 Euro liegen. Citroën wiederum setzt ganz auf die Erneuerung des C3 - und auf die Installierung der lifestyligen DS-Linie. Der schicke Polo-Gegner C3 tritt als 5-Türer auf, ist 3,95 m lang und kommt im März mit vier Benzinern (60-120 PS) und drei Dieselmotoren (70-110 PS). Ebenfalls ab März ist der dreitürige DS3 (3,95 m lang) erhältlich. Der leicht an Mini angelehnte Kleinwagen kommt mit drei Benzinern (95-150 PS) und zwei Selbstzündern (90-110 PS). 2011 folgen dann DS4 und DS5.

> RENAULT Die Mégane-Baureihe wird (mit Unterstützung der Korea-Tochter Samsung) noch weiter ausgebaut, und zwar um eine (vorwiegend auf Ost- und Südeuropa zielende) Stufenheckversion namens Fluence. Kommt wohl Mitte 2010, mit je zwei Benzinern und Dieselmotoren (90 bis 140 PS). Ebenfalls an den Start geht der Mégane Renault Sport, dessen 2,0-Liter-Turbo mit 250 PS gleich 26 PS mehr leistet als der Vorgänger. Ab November, ab ca. € 30.000. Ferner gesehen: Vier durchwegs ernstgemeinte Konzeptfahrzeuge künftiger Elektroautos (ab 2011 und 2012).

> TOYOTA Spannendste Neuheit bei Lexus ist die Vollhybrid-Studie LF-Ch. Die verweist nämlich darauf, dass Toyotas Nobelmarke bald einmal ein Kleinwagen-Einstiegsmodell à la Audi A3 / 1er BMW bringen wird, vermutlich ab 2011, und vom Start weg auch als Vollhybridmodell. Bei Toyota selbst demonstriert die Studie Auris HSD Hybrid, dass der japanische Golf-Gegner schon 2010 ebenfalls hybridisiert erhältlich sein wird. Und fast ein wenig verschämt feiert der neue "kleine" Land Cruiser 300 Europapremiere, Motoren: 4,0 V6 und 3,0 D-4D. Ab Jahresende in Österreich.

> VW Europas größter Autobauer greift auf der IAA in die Vollen. Beginnen wir mit Audi. Derzeit dynamischste Premiummarke der Welt. Gönnt sich und den Kunden: R8 Spyder 5,2 FSI (525 PS). Der unverschämt schöne V10-Mittelmotor-Roadster setzt trotz 313 km/h Spitze auf Audi-typisches Stoffverdeck, das sich in knapp 20 sek öffnet. Na hoffentlich schlitzt das kein Sozialneidvandale auf. Ab März. Auf Basis des R8 Coupés steht außerdem das Konzeptauto E-Tron, für die E-Mobilität der Zukunft à la Audi. Mit 313 PS und 4500 Nm (!) sprintet er rein elektrisch angeblich in 4,8 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Avisierte Reichweite: rund 250 km.

Dann greifen wir noch den S5 Sportback 3,0 TFSI quattro (338 PS) heraus. Kommt im ersten Quartal 2010, kostet ab € 65.950, ist außer praktisch und fesch auch noch sauschnell. Bei Bentley steht mit dem Mulsanne die Arnage-Ablösung an. 5,50 Meter schwelgerischer englischer Luxus. Der 6,75-Liter-V8-Turbo (505 PS, 1000 Nm) soll fast 20 Prozent weniger Sprit verbrauchen als bisher. Ab Frühjahr, ab ca. € 350.000. Seat macht mit dem seriennahen Concept IBZ Appetit auf den Ibiza ST (Kombi), der Mitte 2010 kommt. Skoda sonnt sich gerade im Yeti-Erfolg, legt sich deshalb aber keineswegs auf die faule Haut.

IAA-Highlight: Superb Combi. Politisch korrekter Luxus, jetzt noch praktischer verpackt und mit 4,84 m Länge fast auf Augenhöhe E-Klasse T-Modell. Startet im ersten Quartal 2010 - mit je zwei Dieseln und Benzinern (160 bis 260 PS) sowie Frontantrieb und Allrad. Bei VW ist der fünftürige Polo extrem gut angelaufen, jetzt kommt der Dreitürer. Soll als Coupé eigenständige Designakzente setzen, wir suchen noch danach, ist ab Anfang 2010 verfügbar, Einstiegspreis € 12.990 (1,2 Trendline, 60 PS). Motoren? Drei Diesel, drei Benziner, 60 bis 105 PS. Außerdem geht die Blue-Motion-Offensive weiter: Der neue Polo Blue Motion (1,2 TDI / 75 PS) schafft einen Normverbrauch von 3,3 l / 100 km und pufft nur 87 g CO2/km in die Luft - derzeit weltbester Wert. Ab erstem Quartal 2010. Modellpflege gibt's außerdem für Golf Variant und T5, beide sind ab Oktober erhältlich. (Andreas Stockinger/DER STANDARD/Automobil/17.9.2009)