Hilft gegen kalte Finger und schützt nachweislich vor Rotlichtfahrern - der Ampelgriff.

Foto: ampelgriff.de/Manfred Grix

Marl?, fragt B., Wer oder was ist Marl? Eine Stadt in Nordrhein-Westfalen, sage ich. Aber, setzt B., fort, was hat Marl mit meiner Idee zu tun, Radfahrern an Ampeln Anfahrhilfe zu geben, die man aus dem Bobsport kennt?

Viel. Denn B. kommt zu spät: Was ihm bei einer Bob-TV-Übertragung einfiel, gibt es längst. Es heißt "Ampelgriff" - und ist ein Kunststoffgriff an ampelnahem Stadtgestänge, von dem sich Radler schwungvoller abstoßen können, als von der nackten (winterkalten) Metallstange.

Der gelbe Griff wurde vor zehn Jahren in Marl erfunden. Er schaffte es in etliche deutsche Städte, nach Dänemark und - ab 2005 - auch nach Österreich. In Salzburg, Graz, Linz und Wels etwa wurden Bügel in 1,20 Meter Höhe montiert - und fanden, wenn schon nicht schallend lauten Anklang, so doch Akzeptanz: Praktisches wird im Alltag eben wortlos angenommen, thematisiert wird bloß, nicht funktioniert. Mittlerweile gibt es auch schon den Ampelgriff 2.0: Statt des senkrechten Bügels ist das ein waagrecht montierter Ring um die Stange.

Blöd nur, dass das Thema weder für politisches Bändchendurchschneiden ("Hiermit eröffne ich einen Henkel!" hätte Helmut Zilk geschafft - aber heute?), noch zum Cityradwegkilometerschummeln taugt. Im Gegenteil: Radfahrer, die Kreuzungen schwungvoll überqueren, machen Stadtverkehrspolitikern Angst. Drum ist der Griff in Städten wie Wien kein Thema. Anderswo schon: Der Griff, stellten Hamburger Experten nämlich rasch fest, wird - auch - als Anreiz gesehen, bei roten Ampeln tatsächlich zu halten. (Thomas Rottenberg/DER STANDARD/Automobil/31.12.2009/01.01.2010)