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Gianfranco Ferre schickte seine Models bei der Präsentation seiner Herbst-Winter-Kollektion 2010 für Männer mit sochen Frisuren über den Mailänder Laufsteg.

Foto: APA/EPA/GIULIO DI MAURO

Und die laufenden Herren für Jil Sander trugen ebenfalls eigenartig gerollte Stirnfransen.

Foto: Jil Sander Presse

Wir wenden uns heute einem Thema zu, das gemeinhin zu wenig Aufmerksamkeit erhält. Jenem der männlichen Frisur. Von den Mailänder Laufstegen ist diesbezüglich Erstaunliches zu berichten, etwas das selbst dem alten Adorno gefallen würde. Die Originalität des männlichen Stars, schrieb der Dialektiker, bestehe darin, dass ihm stets „die Locke übers Auge hängen muss."

Daran scheinen sich die Designer in diesen schwierigen Zeiten zu orientieren. Ihnen geht es in dieser Saison weniger darum, wer die teurere Kroko-Tasche oder die räudigeren langen Unterhosen präsentiert: Der Kampf um die Gunst des Publikums wird diesmal auf den Häuptern der Models ausgetragen.

Dabei haben sich in den ersten Tagen der Laufsteg-Schauen zwei Modehäuser besonders hervorgetan: Zum einen Ferré, wo man vorne auf eine überdimensionierte Locke setzt und hinten auf einen vor Gel triefenden Rockabilly-Schnitt. Das erzeugt eine gewagte Mischung: In der Rückenansicht ähneln die Ferrè-Männer Johnny Cash, in der Vorderansicht Russell Lissack, dem Gitarristen von Bloc Head, der vor einigen Jahren den so genannten Bloc Head populär machte. Ich bin mir nicht sicher, ob das musikmäßig zusammengeht.

Zum anderen wäre da Jil Sander: Unter Einsatz von viel Brillantine sind die Haare an den Seiten nach vorne gebürstet, während sie sich am Haupt zu einer Bouffant-Frisur auftürmen. Das schaut ziemlich keck aus und hätte sowohl Marie Antoinette in den 80er Jahren des 18. als auch Prince in jenen des 20. Jahrhunderts gefallen. Adorno wäre dagegen etwas verstimmt gewesen: Eine übers Auge hängende Locke kann man bei dieser Frisur nicht drehen.

Wie auch immer: Im Mailänder Kampf der Frisuren ist bisher kein eindeutiger Sieger auszumachen. Aber vielleicht zeugt gerade das von der Subtilität, mit der in der Mode Stilkämpfe ausgetragen werden. Wie sagte Gerhard Bronner einmal: „Fairness ist die Kunst sich in den Haaren zu liegen, ohne die Frisur zu zerstören."

P.S: Über die Mode zu den Frisuren lesen Sie am Samstag im Print-Standard.
(hil/derstandard.at, 18.01.2010)