Überdachter Sandstrand, Holzterrasse, Glaskubus: Mitte April soll der neu durchdesignte Tel Aviv Beach bei der Salztorbrückefertig und benützbar sein.

Rendering: Eva Beresin

Haya Molcho mit Eriol (links) und Nuriel (rechts). Die Naschmarkt-Gastrono-men haben sich schon 2009 ums Essen am Strand gekümmert.

Foto: Standard/Regine Hendrich

Gastronomin Haya Molcho und ihre beiden Söhne übernehmen für die nächsten sechs Jahre den Tel Aviv Beach.

Wien – Die blau-weiße Plane ist zerrissen, der Sand mit Wintergatsch bedeckt – das Stück Donaukanal, das letzten Sommer erstmals zum Tel Aviv Beach wurde, sieht derzeit ziemlich traurig aus. Haya Molcho und ihre beiden Söhne Nuriel und Elior arbeiten allerdings schon fleißig daran, dass dort ab dem ersten warmen Sonnenstrahl wieder jede Menge Stadtvolk am Wasser sitzen kann.

Gemeinsam mit Architektin Eva Beresin planen die Molchos, die auch das Naschmarktlokal Neni betreiben, den Tel Aviv Beach 2010. Eine neue Holzterrasse, ein zweistöckiger Glaskubus, Duschen, Sitznischen im Schatten. "Jung und frech wie Tel Aviv" soll das neue Sommer-Hangout werden, sagt Haya Molcho.

Anlässlich des 100-jährigen Bestehens der Metropole pachtete die iraelische Botschaft vergangenes Frühjahr das Stück Donaukanalufer bei der Otto-Wagner-Schiffsstation, gastronomisch betreut wurde der Stadtstrand schon damals von der Familie Molcho. Und weil die neue Draußensitzmöglichkeit ein echter Renner war – für rund 120 Menschen konzipiert, trieben sich am und um den Tel Aviv Beach oft bis zu 400 Leute herum -, beschloss das Dreiergespann, den Laden zu übernehmen.

Bauhaus-Design

Der israelischen Botschaft kauften die Molchos die Infrastruktur ab, von der Stadt Wien pachteten sie die 1000 Quadratmeter künstlichen Sandstrand – plus 500 weitere angrenzende Quadratmeter. Dort befanden sich im letzten Jahr ein Getränkestand und ein paar Biertische.

"Ich bin sehr froh, dass wir den Namen Tel Aviv Beach behalten können" , sagt Haya Molcho. Wie ihr Mann – Künstler Samy Molcho – in Tel Aviv geboren, will die Gastronomin ein Stück alte Heimat nach Wien bringen. "Hier haben die Leute ein völlig falsches Bild von Tel Aviv – diese Stadt ist nämlich sehr schön und sehr lebendig." Die vorherrschende Farbe am neuen Strand ist Weiß, das Design orientiert sich am Bauhausstil. Neben der schönen Aussicht soll vor allem gutes Essen Menschen an den Kanal locken.

Weil die neuen Kochräumlichkeiten wesentlich größer ausfallen werden als die alten, wird auch die Speisekarte umfangreicher. Als "Weltküche" fasst Molcho ihr Konzept, das sie auch im Neni sehr erfolgreich fährt, zusammen. Zu Mittag soll es Menüs für die Büromenschen aus der Umgebung geben, bis um ein Uhr früh Stärkung für das Fortgeh-Volk. Gegessen wird aus recyclebarem Einweggeschirr aus Bambus.

Außerdem ist ein dichtes Musikprogramm mit internationalen DJs in Arbeit – wofür auch eine Kooperation mit dem Flex auf der anderen Kanalseite geplant ist. Im Winter gibt's Punsch, nur vonEnde Oktober bis Ende November soll der Strand geschlossen sein. "Wir wollen aber keinen kitschigen Weihnachtsmarkt" , sagt Molcho. Vorerst ist der Pachtvertrag mit der Stadt auf sechs Jahre befristet, danach hoffen die Molchos auf Verlängerung. "Es ist sehr schön, dass wir das machen dürfen" , sagt Molcho "wir werden sehr dahinter sein und investieren auch einiges." Einzelne Gastro-Bereiche sind für Privatfeiern mietbar – eine Hochzeit ist bereits fix gebucht.

Vorbildfunktion

Dass die Molchos den Tel Aviv Beach weiterführen, ist auch Donaukanal-Koordinator Bernhard Engleder sehr recht. "Es ist letztes Jahr sehr gut gelaufen, und er ist eine sehr gute Ergänzung, gerade am Rand zum zweiten Bezirk, wo es ja sehr viel jüdische Bevölkerung gibt." Er setzt auch darauf, dass der neue Edel-Strand andere Donaukanal-Wirte motiviert, ein wenig mehr Wert auf Speisekarte und Design zu legen. "Ich hoffe schon, dass sich dadurch auch einige andere wieder mehr bemühen."

Neue Konkurrenz gibt's heuer auch auf Höhe Schwedenplatz: Motto- und Halle-Chef Bernd Schlacher übernimmt die Gastronomie in der neuen Twin-City-Liner-Station. (Martina Stemmer, DER STANDARD – Printausgabe, 5. Februar 2010)