Wien - Die westafrikanische Republik Niger ist von großer Armut gekennzeichnet. In den vergangenen 40 Jahren hat sich die Bevölkerung auf 14,2 Millionen vervierfacht. Zuletzt hat 2005 eine Nahrungsmittelkrise die drastische Versorgungsproblematik und Abhängigkeit des trockenen Landes südlich der Sahara von internationaler Hilfe offengelegt. Laut UNO ist Niger das am wenigsten entwickelte Land der Erde. 60 Prozent der Einwohner leben von weniger als einem Dollar (0,681 Euro) am Tag. Laut dem französischen Außenamt beträgt die Alphabetisierungsquote weniger als ein Drittel der zu 95 Prozent muslimischen Bevölkerung. Die Sklavenhaltung existiert trotz eines offiziellen Verbots 2003 laut Aktivisten weiter und betrifft noch immer Tausende Menschen.

Niger, einst Teil von Französisch-Westafrika, wurde 1960 unabhängig. Mehrmals übernahm das Militär die Macht. 1974 stürzte die Armee den ersten Präsidenten Hamani Diori. Es folgten Militärregime unter Seyni Kountche und Ali Saibou. 1999 hielt - nicht zuletzt unter dem Einfluss der damaligen französischen Linksregierung - die Demokratie ihren Einzug: Eine parlamentarische Verfassung wurde vom Volk angenommen und der heute 71-jährige Mamadou Tandja zum Präsidenten gewählt. Nach seiner Wiederwahl 2004 hätte Tandja heuer im Dezember sein Amt abgeben müssen. Der Staatschef kam dem jedoch zuvor und schaltete Parlament und Verfassungsgericht aus. Mit einem von der Opposition und der internationalen Gemeinschaft verurteilten Verfassungsplebiszit sicherte er sich dann im August die Macht. Die Zahl der Mandate des Präsidenten ist mittlerweile unbegrenzt.

Den Sprung in die internationale Politik und die internationalen Schlagzeilen schaffte Niger 2003 rund um den Irak-Krieg. Die USA und Großbritannien behaupteten im Rahmen ihrer Argumentation zur Rechtfertigung eines Einmarsches im Irak, das Saddam-Hussein-Regime in Bagdad habe sich für sein Atomprogramm Uran aus dem westafrikanischen Land beschaffen wollen. Später stellte sich heraus, dass diesbezügliche Dokumente gefälscht waren.

Tuareg-Aufstand

Ein weiterer langjähriger Konflikt im Niger steht im Zusammenhang mit den Uranvorkommen. 2007 nahmen die Tuareg nach mehr als zehn Jahren Ruhe ihren Aufstand im Norden des Landes wieder auf. Die bewaffnete "Gerechtigkeitsbewegung der Nigrer" (MNJ) fordert Autonomierechte, eine bessere Integration der Tuareg in die nigrische Armee sowie eine größere Beteiligung der Tuareg an der Rohstoffausbeutung im Norden des Niger, wo die Nomaden berberischer Abstammung leben. Bei von Libyen vermittelten Gesprächen heuer bekannten sich Regierung und MNJ, die Feindseligkeiten zu beenden. Der Konflikt ist aber de facto ungelöst.

Der französische Atomkonzern Areva betreibt im Norden die Uranmine Imourarem. Ab 2012 soll damit die Uranproduktion des Niger verdoppelt werden. In den letzten Jahren ist auch China zu einem wichtigen Investor des nigrischen Öl- und Uransektors geworden.  (APA)