Eine grundsätzlich positive Stimmung: Das ist es, was beim ersten Rundgang an den Pressetagen des 80. Genfer Autosalons als "weiches" Kriterium besonders auffällt - ein wohltuender Kontrast zu den depressiv machenden Weltuntergangsmessen von 2009 und 2008. Präsent sind alle bekannten Marken, neu dabei ist Bufori aus Malaysia, und BYD aus Rotchina mengt sich mit einem großen Stand selbstbewusst mitten unter die arrivierte Konkurrenz.

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Sollte dies - im Herbst 2009 auf der IAA Frankfurt und der Tokyo Motor Show sparten jeweils manche Hersteller ihren Auftritt ein - ebenfalls ein Indikator für die Krise sein, dann käme nun gaaanz langsam deren Ende in Sicht.
Konsequent fortgeführt wird in Genf der grüne Gedanke, laut Veranstalter finden sich unter den ca. 100 Welt- und Europapremieren 16 Fahrzeuge mit Alternativantrieben. Dazu passt, dass Opel-Chef Nick Reilly mit dem Prototyp des Serien-Ampera (kommt Ende 2010) angerückt war, mehr als 500 km Anmarschweg sollen die Zuverlässigkeit des E-Opel mit Range-Extender veranschaulichen.

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Es sei dies auch als Exempel genannt, dass viele der glänzenden Ökoauto-Studien der vergangenen Jahre nun sukzessive zu realen Serienmobilen werden - allerdings wird's bei den reinen Elektroautos trotz vereinzelter Frühstarter (Peugeot etwa lanciert 2011 den iOn ...

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... baugleich mit Mitsubishi i-MiEV) noch Jahrzehnte dauern, bis wirklich Massen erschwinglicher Stromer mit akzeptabler Reichweite die Straßen bevölkern. VW-Chef Martin Winterkorn beispielsweise tat - wohltuend realistisch - kund, dass 2018 drei Prozent aller Neuwagen aller VW-Konzernmarken elektrisiert sein würden, bei VW selbst soll's dann entsprechende Versionen von Golf, Jetta und Up (Lupo) geben.

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Beim Thema Hybrid geht's hingegen Schlag auf Schlag. Ausgeliefert werden demnächst Porsche Cayenne Hybrid, Honda CR-Z (beide ab Juni) und VW Touareg Hybrid (ab Juli). Im Herbst fährt Toyotas Auris mit Prius-Technik vor, der Lexus CT 200h folgt Anfang 2011, ebenfalls 2011 kommen Audi A8 Hybrid, BMW 5er Hybrid und Mercedes E mit Dieselhybrid, und die Plug-in-Hybrid-Technologie des F 800 Style wird in der nächsten S-Klasse (ab 2012) auftauchen, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Aber auch konventionelle Spritspartechnolgien auf Basis herkömmlicher Verbrennungsmotoren beanspruchen in Genf breitere Präsenz denn je.

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Was den Auftritt der einzelnen Konzerne betrifft, ist vor allem der gigantomanische des VW-Konzerns zu erwähnen. Ein gefühltes Drittel aller wichtigen Neuigkeiten und Studien steuert Europas Nummer eins bei, die Firma strotzt vor Kraft und Kreativität. Bei den Fahrzeugkategorien kristallisiert sich auf der Schweizer Frühjahrsmesse eine Dominanz der Raumkonzepte heraus. Fasst man darunter Vans, Crossover, SUVs und Kombis zusammen, so sind bei Vans Opel Meriva, Ford C-Max/Grand C-Max, Mazda5 und VW Sharan zu melden.

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Im sukzessive verwachsenden Bereich SUV/Crossover debütieren Dacia Duster, Nissan Juke, Kia Sportage, Mitsubishi ASX, Mini Countryman, Porsche Cayenne, VW Touareg, bei Kombis feiern Seat Ibiza ST und Ford Focus Traveller Weltpremiere.

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Doch auch bei Klein- und Kompaktwagen tut sich was. Wichtigste Neuzugänge hier: Nissan Micra, Audi A1, Ford Focus 5-Türer, Lexus CT 200h, Alfa Giulietta. Prominent vertreten sind weiters die Sportler (VW Polo GTI, Honda CR-Z, Audi RS5, Porsche 911 Turbo S) und Cabrios (Renault Wind und Mégane Coupé-Cabrio, Mercedes E-Klasse Cabrio).

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Es wäre aber kein echter Autosalon, gäbe es da nicht noch die Glitzertypen, die Studien, vor denen das Publikum Schlange steht. Besonders aufgefallen sind uns heuer beim Rundgang: Seat IBE, Opel GT/E, Celica-Vorbote Toyota FT-86, aber auch Hyundai i-flow, der witzige E-Dreiradler Honda 3R-C, "5 by Peugeot", Peugeot SR1 und Citroën DS High Rider.

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Ein Showcar-Superstar trägt Stern: Mercedes F 800 Style, ein anderer Pferd: Porsche 918 Spyder. (Andreas Stockinger/DER STANDARD/Automobil/5.2.2010)

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Autosalon Genf

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