Es könnte ein Entführungsfall sein: Die Tierärztin Rosmarie Poskocil aus Waidhofen an der Ybbs sucht seit vier Wochen nach ihren beiden Hunden; doch bis dato fehlt jede Spur von ihnen. Die Zeitung "Heute" mutmaßt, dass es sich um "Hunde-Napping" handeln könnte.

Ich nehme das Auftauchen dieses Wortes im öffentlichen Diskurs zum Anlass, auf das vielfach kombinationsfähige englische Wort "napping" bzw. "napper" hinzuweisen. Genappt werden können nicht nur Kinder (Kidnapping) und Hunde ("Hunde-Napping" in der charmanten deutsch-englischen Wortkreuzung von "Heute"; "Dognapping" in der reinrassig englischen Variante), sondern auch Katzen ("Catnapping") und natürlich Autos ("Carnapping").

Das American Heritage Dictionary verrät uns, dass der Terminus Kidnapping wahrscheinlich zuerst von jenen Leuten verwendet wurde, die dieses Verbrechen selbst begangen hatten, nämlich von Kindesentführern: "Napper" ist in dieser Zusammensetzung ein veraltetes Slangwort für "Dieb". Zum ersten Mal aufgetaucht ist das Wort "Kidnapper" im Jahr 1678, als die entsprechenden Leute "Kidnappings" in erster Linie mit dem Ziel durchführten, sich Arbeitssklaven für Plantagen zu besorgen. Erst später bekam das Wort dann die weitere Bedeutung der Geiselnahme zum Zweck der Erpressung eines Lösegeldes. Die p.t. Leser möchte ich zum Abschluss dieses Stichwortes gerne dazu ermuntern, nach Herzenslust weitere Napping-Komposita zu bilden, von denen wir bisher noch nichts gehört haben, die aber zur Bezeichnung potenzieller Entführungsfälle gute Dienste leisten könnten.