So könnte die Josefstädter Straße (Bild Höhe Theater in der Josefstadt) auch aussehen, meinen die Grünen: Eine Fußgängerzone mit Straßenbahn

Foto: Die Grünen

Der achte Wiener Gemeindebezirk ist mit einer Fläche von rund einem Quadratkilometer der kleinste Bezirk, aber stark von Durchzugsverkehr belastet: Täglich fahren rund 9.000 Autos durch die Josefstädter Straße*. Geht es nach Alexander Spritzendorfer von den Grünen, soll sich das innerhalb der kommenden fünf Jahre ändern: Am Freitag stellte er seine Vision einer autofreien Josefstädter Straße mit leicht verändertem Schienenverlauf für die Straßenbahn vor.

Der Ausbau solle schrittweise passieren: Wenn ein Probebetrieb am Wochenende von der Bevölkerung gut angenommen wird, könnte die Josefstädter Straße auch an Wochentagen zur Fußgängerzone werden. Zulieferanten dürfen aber, ähnlich wie etwa am Graben, weiterhin Zufahrt zu den Geschäften bekommen. Beispiele von stark befahrenen Straßen, die zu Fußgängerzonen wurden, gibt es bereits - wie etwa die Favoritenstraße oder die Kärntnerstraße.

Vorbild einmal mehr Skandinavien

Als Vorbild bei der Umsetzung könnten skandinavische Städte dienen, die ähnlich enge Straßenzüge wie Wien haben. Eine Idee greifen die Grünen für die Josefstädter Straße auf: die verschränkte Schienenführung. Dadurch könnte an der engsten Stelle der Straße, vor dem Theater in der Josefstadt, Platz für Fußgänger und Radfahrer geschaffen werden (siehe Bild). Durch gute Koordination der Züge entstehen mit diesem Konzept auch ohne parallele Schienenführung keine Wartezeiten. "Unser Projekt ist ohne große Umbaumaßnahmen umsetzbar - es würden keine langen Verzögerungen durch Baustellen entstehen", ergänzt Spritzendorfer.

Parallel zu diesem Projekt wollen die Grünen auch in der Florianigasse eine Verkehrsberuhigung. "Es kann nicht sein, dass der Verkehr der Josefstädter Straße dann auf die Florianigasse ausweicht", sagt Spritzendorfer. Die MA 46 habe zu dem Thema bereits eine Verkehrsstudie beauftragt, in deren Rahmen zehn Varianten für die Verkehrsverbindung Florianigasse bis Uhlplatz ausgearbeitet wurden. Die Grünen fordern eine weitere Prüfung dieser Varianten und einen Ausbau der Strecke zu einer sicheren Fahrradverbindung parallel zum Gürtel.

Stadt Wien: "Kein aktuelles Planungsprojekt"

Im Büro von Rudolf Schicker, Stadtrat für Stadtentwicklung und Verkehr der Stadt Wien, gibt man sich auf derStandard.at-Nachfrage zu den Vorschlägen der Grünen bedeckt: "Es gibt kein aktuelles Planungsprojekt. Grundsätzlich prüfen wir alle Ideen, die am Tisch liegen", sagt Martin Schipany, Mediensprecher von Rudolf Schicker, Stadtrat für Stadtentwicklung und Verkehr.

Radfahrerbezirk Josefstadt

Schon jetzt wird in der Josefstadt trotz des starken motorisierten Verkehrsaufkommens viel geradelt. Nach Angaben des Verkehrsclubs Österreich werden in dem Bezirk zehn Prozent aller Wegstrecken mit dem Fahrrad zurück gelegt. Das ist der höchste Anteil von Radverkehr in ganz Wien.

Eine Frage bleibt dann doch offen: Wohin weichen die tausenden Autos pro Tag aus? Christoph Chorherr meint: "Es gibt immer die Annahme, dass Autoverkehr eine Konstante ist. Die Rechnung der Stadt Wien, den Straßenverkehr von einer Gasse in die andere zu verlegen, geht nicht auf." (red, derStandard.at, 17. September 2010)