Das Design der Boxee Box hat definitiv Wiedererkennungswert, an der Front das Logo der Software, das bei der Videowiedergabe abgedunkelt wird, seitlich der SD/MMC-Karten-Slot.

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Auf der Rückseite findet sich der Großteil der Anschlüsse.

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Ein echtes Highlight der Boxee Box ist die durchdachte Fernbedienung - samt QWERTY-Tastatur auf der Rückseite.

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Der Home-Screen der Boxee Box, neben einigen Menüpunkten werden hier auch einige Empfehlungen gegeben.

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Geht man in der Navigation ganz zurück gibt es eine Schnellnavigation, leider ist diese etwas kleinteilig geraten, was nicht unbedingt zur einfachen Nutzung beiträgt.

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Die von Haus aus eingerichteten Online-Shows haben einen sehr starken Technik-Fokus.

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Das Angebot lässt sich mit zahlreichen Apps erweitern, Youtube Leanback ist eine der besten davon.

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Das Online-Filmangebot für den deutschsprachigen Raum derzeit äußerst dünn, die optische Aufarbeitung dafür sehr nett gemacht.

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Verbindet man Boxee mit den eigenen Aktivitäten bei Twitter, Facebook und Co. werden dort empfohlene Videos automatisch in der Friends-Ansicht gesammelt.

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An der Video-Wiedergabe gibt es nichts zu beklagen, die Feineinstellungen könnten vielleicht noch etwas umfassender sein.

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Die Boxee Box bietet zahlreiche Einstellungsmöglichkeiten, hier die Bildschirmanpassung.

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Die Wetter-Anwendung von Accuweather ist direkt ins Menü von Boxee integriert.

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Über ein eigenes Bookmarklet können Videos aus dem Webbrowser an Boxee weitergeleitet werden.

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Auch wenn sich die Content-Industrie derzeit noch mit Zähnen und Klauen dagegen zu wehren versucht: Die TV-Gewohnheiten der KonsumentInnen ändern sich zusehends. Statt eines fix vorgegebenen Programms werden Serien und Filme zunehmend gezielt konsumiert, die entsprechenden Inhalte kommen dabei immer öfter aus dem Netz, sei es per Streaming, sei es per File Sharing.

Kein Wunder also, dass sich auch große Softwareunternehmen zunehmend mit entsprechende Lösungen zu experimentieren beginnen, sei es Apple, sei es Google. Ausgebremst werden all diese Bemühungen derzeit allerdings massiv durch die äußerst begrenzte Kooperationsbereitschaft der Medienkonzerne, auch Google musste ja erst vor kurzem zusehen, wie nach und nach ein Service nach dem anderen für GoogleTV geblockt wurde.

Boxee Box

Einen etwas anderen Weg geht hier die Boxee Box, neben einer starken Online-Orientierung kümmert sich das Media Center auch um lokale Inhalte - eine Art hybride Lösung also. Seit kurzem ist die Boxee Box in Österreich erhältlich, Grund genug sie einer etwas näheren Betrachtung zu unterziehen.

Zunächst ein paar grundlegende Parameter: Die Boxee-Software gibt es schon seit einiger Zeit, sie basiert auf dem freien Media-Center XBMC, erweitert diese aber vor allem um zahlreiche "soziale" Komponenten. Sie kann kostenlos in Versionen für Windows, Linux und Mac OS X heruntergeladen werden, wer sich also mal selbst ansehen will, wie Boxee aufgebaut ist, kann das auf diesem Weg relativ unkompliziert.

Hardware

Mit der Boxee Box kombiniert man diese Software nun mit einer von D-Link gelieferten Hardware, als schlanke Gesamtlösung soll so das Wohnzimmer erobert werden. Rein äußerlich hat das Gerät jedenfalls schon mal einen hohen Wiedererkennungswert, das abgeschrägte Würfel-Design merkt man sich schnell. Die sichtbaren Teile sind dabei ganz in Schwarz gehalten, für die Unterseite hat man sich hingegen für eine grüne, rutschfeste Gummioberfläche entschieden.

Während die Oberseite des Würfels lediglich einen Einschalter beherbergt, gibt es auf der rechten Seite noch einen SD/MMC-Karten-Slot, um auf diesem Weg etwa schnell Fotos einzubinden. Das Gros der Anschlüsse befindet sich allerdings auf der Rückseite, konkret werden hier zwei USB-Slots, ein Ethernet-Anschluss (10/100 MBit/s), analoge und digitale Audio-Buchsen sowie eine HDMI-Verbindung geboten. Ein echtes Plus - und leider in diesem Bereich weiter eher die Seltenheit: Die Boxee Box liefert gleich ein HDMI-Kabel zum Anschluss an den Fernseher mit.

Rahmen

An der Verarbeitung gibt es dabei nur wenig auszusetzen, einzig mit großen USB-Sticks kann es durch die Schräge schon mal etwas eng werden. Eine Anmerkung noch zum Design: Das ist natürlich immer Geschmackssache - der Tester ist jedenfalls rein optisch recht angetan von dem 11,5 x 11,5 x 11,6 cm großen Gerät. Vom Aufbau her ist zudem klar, dass die Boxee Box nicht dazu gedacht ist, in einem Kasten versteckt zu werden, sondern ihren Platz vor dem Fernseher einnehmen will.

Das Herzstück des Geräts bildet eine Intel Atom-CPU, konkret der mit 1,2 GHz getaktete CE4110. Ursprünglich hätte hier eigentlich ein Nvidia Tegra 2 Chip werkeln sollen, im letzten Moment hat man davon aber Abstand genommen, da man mit der Performance des Nvidia-Chips bei der Wiedergabe von 1080p-Content nicht zufrieden war. Der Hauptspeicher ist 1 GByte groß, zur Netzwerkanbindung ist zudem ein 802.11 b/g/n-Chip verbaut, dazu allerdings später noch mehr.

Speicher

Der interne Datenspeicher beschränkt sich auf 1 GByte, womit auch eines klar symbolisiert wird: Auf der Box selbst sollen keine großen Datenmengen abgespeichert werden, der Content wird entweder per USB-Anschluss geliefert oder direkt aus dem Netzwerk bezogen. Der DLNA/UPNP-Support sorgt hier dafür dass beispielsweise Network Attached Storage (NAS) problemlos eingebunden wird. Für die nötige Kühlung der Box sorgt ein kleiner Lüfter auf der Rückseite, der im Test aber erfreulich leise zu Werke ging.

Fernbedienung

Zur Steuerung liefert die Boxee Box eine eigene Fernbedienung mit - und diese erweist sich gleich als eine der großen Stärken des Systems. Denn während die Vorderseite eine auf das nötigste reduzierte Kombination aus Steuerkreuz und drei Knöpfen bietet, versteckt sich auf der Rückseite eine QWERTY-Tastatur. Auf diese Weise wird die Suche in Online-Netzwerken erheblich erleichtert, insofern also eine sehr sinnvolle Lösung.

Ein paar kleine Einschränkungen gibt es dann aber doch: Aufgrund des Aufbaus passiert es immer wieder, dass auf der gerade nicht benutzten Seite unabsichtlich Knöpfe gedrückt werden. Auch wenn das zu einem gewissen Teil Gewöhnungssache ist, kann das schon mal nerven. Auch fehlt der Tastatur eine Hintergrundbeleuchtung, das Tippen im Dunklen ist also nicht so ohne weiteres möglich. Etwas überraschend auch, dass unsere Testgerät mit einer englischen Tastaturanordnung geliefert wurde, hier weiß man laut D-Link noch nicht, ob und wann auf ein QWERTZ-Modell gewechselt wird.

Funk

Die Signale werden per Funk an die Boxee Box übertragen, was sich zwar bei der Nutzung als Tastatur als sehr robust erweist, aber auch eine kleine unerfreuliche Nebenwirkung hat: Die Nutzung von Universalfernbedienungen - die üblicherweise Infrarot einsetzen -  fällt flach. Eine weiter Steuermöglichkeit sei an dieser Stelle ebenfalls nicht verschwiegen: Über einen integrierten Webserver kann das Gerät im lokalen Netzwerk gesteuert werden, für das iPhone gibt es hier vom Hersteller eine eigene Anwendung, für andere Smartphonesysteme sind diverse inoffizielle Lösungen verfügbar.

Beim ersten Start des Systems gilt es die Box zunächst einmal einzurichten, konkret bedeutet dies: Einen Online-Account bei Boxee einzurichten, dieser wird für einige der "sozialen" Features der Software benötigt, dazu dann aber später noch mehr. Dank der Tastatur ist diese Hürde relativ schnell genommen. Und wenn wir zu diesem Behufe schon das Netzwerk eingerichtet haben, wird dies auch gleich für andere Aufgaben eingesetzt: Mittlerweile gibt es nämlich bereits das erste große Firmware-Update für die Box, dieses wird automatisch heruntergeladen und installiert.

Was nach einem weiteren Neustart folgt, ist die Feinadjustierung des Bildschirms bzw. des Overscan-Bereichs, eine etwas mühsame aber immerhin relativ flott zu erledigende Aufgabe. Beim eigentlichen Start des Systems kann sich die Boxee Box weder Startsound noch eine zugehörige Animation verkneifen, leider lässt sich das auch in den Einstellungen nicht deaktivieren.

Aufbau

Die eigentliche Oberfläche von Boxee besteht dann aus einer Reihe von Menüpunkten (Friends, Watch Later, Shows, Movies, Apps und Files) sowie aus drei recht groß in den Vordergrund gerückten Online-Clips - was hier landet entscheidet Boxee und pusht dies direkt auf die Geräte.

Die Benennung der Kategorien hat es schon ein stückweit verraten: Die Boxee Box wird derzeit mit einer englischsprachigen Oberfläche ausgeliefert, eine deutsche Lokalisierung soll hier in den nächsten Wochen folgen. Vor die Entscheidung gestellt, die Box vorerst so auszuliefern oder den Starttermin auf Anfang 2011 zu verschieben, hat man sich für die erstere Variante entschieden. Wobei die Boxee Box zunächst mal nur bei ausgewählten Online-Händlern erhältlich ist, in den Einzelhandel soll sie dann erst mit der deutschen Lokalisierung gelangen.

Verblüffende Unterschiede

Aber zurück zur eigentlichen Software: Wer Boxee bereits vom Desktop her kennt wird von der Oberfläche zunächst mal etwas enttäuscht sein, im direkten Vergleich hat man einige Modifikationen vorgenommen, die beinahe durchgängig Verschlechterungen darstellen - zu Teilen zwar technisch nachvollziehbar sind, in einigen Fällen aber nur Kopfschütteln auslösen.

So wurde der Style der Oberfläche in letzter Minute angepasst, was dem gesamten Look nicht unbedingt gut zu Gesicht steht, und wer den Bildschirmhintergrund genauer betrachtet, der kann sich schon ausmalen, wie es zu dieser Entscheidung gekommen ist: Die Verläufe sind dort nämlich alles andere als sanft, was darauf hindeutet, dass man die Farbtiefe reduziert hat, um so Performanceproblem in den Griff zu bekommen.

Das ist zwar unerfreulich, aber zumindest noch irgendwie verständlich, warum man aber an einigen Stellen des Interfaces die Oberfläche kleinteiliger gemacht hat, bleibt unklar, immerhin mutet dies für die Nutzung am TV als eine etwas absurde Entwicklungsrichtung an. Freilich sollte die Oberfläche nicht primär im Vergleich zu früheren Versionen gemessen werden, insofern gilt es mal festzuhalten: Prinzipiell ist die Boxee-Oberfläche - bis auf kleinere Ausnahmen - ziemlich gut durchdacht und einfach zu nutzen.

Online

Ganz in den Vordergrund stellt die Boxee Box die Nutzung von Online-Content, so finden sich dann etwa unter "Shows" zahlreiche empfohlene Videokanäle, also vor allem Video-Podcasts. Das Default-Angebot neigt hier allerdings sehr stark in eine Nerd-zentrierte Ausrichtung, neben dem Zugriff auf South-Park-Folgen werden hier also primär eine Fülle von Tech-Shows präsentiert.

Wer darauf hofft von seiner Boxee Box aus aktuelle Filme oder Serien direkt auf das Gerät gestreamt zu bekommen, wird in dieser Hinsicht eine herbe Enttäuschung erleben: Neben einigen etwas obskuren Streifen, bietet Boxee hierzulande derzeit eigentlich "nur" eine Anbindung an den Online-Service von Mubi. Dort finden sich - um den Preis von 3,59 Euro pro Streifen - vor allem Filmklassiker und anspruchsvollere Filme. Den Zugriff auf aktuelle Blockbuster oder TV-Serien sucht man hingegen vergeblich. Für die Zukunft verspricht man die Integration von Hulu Plus, dies laut D-Link auch in Europa, bleibt abzuwarten ob - und wann - dies tatsächlich der Fall sein wird

Apps

Zumindest lässt sich das von von Haus aus Gebotene über eine Vielzahl von "Apps" erweitern, dabei handelt es sich eigentlich um nichts anderes als für den Fernseher aufbereite Versionen diverser Webservices. Dank des Umstands, dass Boxee ja schon einige Zeit für Desktops existiert, ist hier bereits eine durchaus interessante Sammlung zusammengekommen. Zu den Highlights gehören sicher die Youtube-Leanback-Anwendung, oder auch die Musikvideos von Vevo. Wer will kann die Boxee Box mit dem eigenen Flickr-Account verbinden und sich so die Fotos der eigenen FreundInnen vom Wohnzimmersessel aus ansehen. Filmtrailer-Seiten finden sich in der Liste ebenfalls einige, eine Wettervorschau liefert Accuweather, von so manchem US-TV-Sender gibt es zumindest Zusatzmaterial oder Clips zu einzelnen Serien.

Die App-Bibliothek verwaltet Boxee selbst, das Unternehmen achtet dabei darauf, dass nur jener Content angeboten wird, der auch tatsächlich hierzulande wiedergegeben werden kann - immerhin gibt es in diesem Bereich jede Menge lokaler Beschränkungen. Allerdings erlaubt die Boxee Box auch die Einbindung alternative App-Verzeichnisse, womit sich das Angebot noch mal erweitern lässt.

Fein, aber...

Prinzipiell sind die Apps also eine durchaus feine Sache - und doch muss auch hier die eine oder andere Kritik folgen: Selbst einige der zentralen Apps sind derzeit noch reichlich fehleranfällig. Dass immer wieder das Browser-Interface einige Sekunden lang vor dem Start eines Online-Videos zu sehen ist, wäre ja noch zu verkraften, wenn das Umschalten in den Vollbildschirmmodus dann wenigstens zuverlässig funktionieren würde - tut es aber leider nicht immer. Wirklich unerfreulich ist, dass im Test zumindest eine App (jene für "Vice") reproduzierbar die Boxee Box ins temporäre Daten-Nirvana verabschiedet hat. Hier half dann nur mehr ein Neustart des Geräts.

Sozial

Ein wirkliches Plus der Boxee Box sind hingegen die "sozialen" Komponenten des Geräts. Zunächst bedeutet dies mal, dass man hier nach Belieben andere Boxee-NutzerInnen als FreundInnen hinzufügen kann. Mit diesem auserwählten Kreis lassen sich dann gezielt Empfehlungen tauschen, dazu gibt es bei jedem Clip ein kleines "Favorites"-Icon.

Zudem ist es aber auch möglich Boxee mit einer Reihe von bestehenden sozialen Netzwerken zu verbinden - von Facebook bis zu Flickr, Tumblr und Netflix. So wertet dann Boxee etwa automatisch alle von den eigenen Twitter-Kontakten verlinkten Video aus, und fügt sie in die "Watch later"-Liste ein. Diese Liste ist als eine Art Playlist für jeglichen Boxee-Content zu verstehen, Videos, Musikstücke und Co. lassen sich hier natürlich auch manuell aufnehmen. Besonders nett: Über ein eigenes Bookmarklet können die NutzerInnen vom Browser aus Online-Videos - unter anderem von Youtube und Vimeo - in die "Watch Later"-Queue aufnehmen. Wer also beispielsweise während der Arbeitszeit ein interessantes Video aufspürt, schaut dieses natürlich nicht sofort sondern schickt es per Bookmarklet an Boxee - um es dann am Abend bequem vom eigenen Sofa aus zu konsumieren.

Einstellungsfrage

Das Gros dieser Informationen - also etwa "Friends"-Liste und aktive Serviceanbindungen - kann entsprechend über den Browser direkt vom eigenen Desktop aus verwaltet werden. Dieser Ort bietet sich zudem an, um bequem weitere Feeds für Boxee zu abonnieren, das Angebot ist hier äußerst breit gestreut, greift man doch auf die Infos des auf diesen Bereich spezialisierten Miro Guides zurück. Wem das nicht reicht, der kann darüber hinaus eigene Feeds hinzufügen.

WLAN

An dieser Stelle eine kleine Anmerkung betreffs Netzanbindung: Die WLAN-Performance auf der Boxee Box ist derzeit alles andere als berauschend, bei jeglichem Online-Content ist hier gegenüber der Kabelverbindung ein auffällig großer Unterschied, mit relativ langen Pufferzeiten. Bei Boxee ist man sich dieses Problems bewusst und stellt eine Besserung der Situation für die Zukunft in Aussicht. Das aktuelle Firmware-Update bringt zumindest schon einen gewissen Fortschritt, es besteht also tatsächlich Hoffnung. Wer mit Verbindungsabbrüchen zu kämpfen hat - wie im Netz vielerorts berichtet - wird ohnehin zunächst mal auf ein Ethernet-Kabel setzen müssen. Selbst konnten wir das im Testzeitraum allerdings nicht beobachten.

Go local!

Etwas paradox ist die Situation bei Boxee, wenn es um die Wiedergabe von lokalen Inhalten geht: Denn einerseits ist dies im Moment die große Stärke der Software, andererseits wird diese Funktionalität beinahe schon versteckt. Im Hauptmenü gibt es dafür zunächst mal nur den Punkt "Files", hinter dem sich dann erst Unterkategorien für Musik, Filme und TV-Serien verstecken. Die entsprechende Organisation übernimmt dabei Boxee selbst, nachdem man eine neue Content-Quelle angegeben hat, macht sich die Box umgehend an die Identifizierung des dort abgelegten Materials. Sonderlich flott geht das Gerät dabei nicht zu Werke, was allerdings natürlich auch stark vom Umfang der eigenen Film- und Musiksammlung abhängt.

Quellen

Zur Identifizierung bedient sich Boxee verschiedener Online-Quellen, so werden etwa Filme und Serien mithilfe der Internet Movie Database (IMDB) erkannt, wie gut dies funktioniert hängt nicht zuletzt an eine mehr oder weniger wohl gewählten Benennung der eigenen Dateien. Eventuelle Fehlzuordnungen können im Nachhinein manuell korrigiert werden, für Serien wäre allerdings noch die TVDB als zweite Quelle wünschenswert, da die in diesem Bereich oft bessere Ergebnisse liefert als die IMDB. Ist das Material erst mal erkannt, wird es dann gleich automatisch mit Cover-Grafik und Inhaltsangabe versehen, entsprechend komfortabel - und optisch ansprechend - gestaltetet sich fortan das Stöbern durch die eigene Filmsammlung. TV-Serien werden gleich in Staffeln zusammengefasst und entsprechend sortiert. Wer will kann neue Episoden aktueller Serien immer gleich automatisch auf die "Watch Later"-Liste setzen lassen. Ein kleiner Minuspunkt ist, dass die Aktualisierung des lokalen Contents - etwa wenn neue Filme dorthin kopiert wurden - maximal täglich erfolgen kann - hier würde man sich eine umgehende, automatische Erkennung wünschen.

Eine kleine Anmerkung zur lokalen Anbindung: Erfreulicherweise hat die Boxee Box im Test sowohl Platten mit den Windows-Dateisystemen FAT32 und NTFS als auch mit dem bei Linux genutzten ext4 und dem Mac-Filesystem HFS+ erkannt. Nicht zuletzt hier zahlt sich wohl aus, dass unter der Haube der Boxee-Oberfläche - unsichtbar - ein Linux-System werkt. Wie zuvor schon kurz angerissen, können Videos und Musik auch über das lokale Netzwerk eingebunden werden, dies klappte im Test per UPNP oder Samba-Shares problemlos.

Play

Bei der Wiedergabe spielt die Boxee Box dann all ihre Stärken voll aus, kann das Gerät doch mit so ziemlich allem an Video- und Audioformaten umgehen, was es vorgesetzt bekommt. Die Wiedergabe ist dabei durchgehend flüssig, auch bei HD-Content gab es keine Probleme, lediglich mit einer in Ogg Theora kodierten Version des "Open Movies" Sintel konnte die Box in die Knie gezwungen werden - dies allerdings bei einer Auflösung von 2048x872.

Vorbildlich

An der Bildqualität gab es ebenfalls wenig auszusetzen, allerdings vermisst man die Möglichkeit Helligkeit oder Kontrast manuell anzupassen - wie es bei anderen freien Medienzentralen durchaus der Fall ist. Sehr nett gemacht ist hingegen ein anderes Feature: Auf Wunsch kann das Programm automatisch nach passenden Untertiteln zum jeweiligen Video suchen. Dazu bedient man sich der Datenbank von Opensubtitles, die vor allem bei Serien beeindruckende Ergebnisse liefert. Ein kleiner netter Touch: Das auf einer Seite des Boxee-Würfels dargestellte Logo wird beim Start einer Filmwiedergabe automatisch abgedunkelt - hier hat man gut mitgedacht.

Performance

Im Gegensatz zur Desktop-Version von Boxee werden Filme beim Wechsel auf das Menü immer automatisch beendet, anstatt im Hintergrund weiter zu laufen. Dies wohl aus Performancegründen - und das durchaus zurecht: Das Scrollen durch das Menü der Anwendung ist selbst ohne Hintergrundaktivität auffällig behäbig, ruckelt deutlich wahrnehmbar. Wer sich das Ersparen will, kann wenigstens auf die weniger rechenintensive Listenansicht wechseln. Ein bisschen peinlich ist es allerdings schon, ein bei der Videowiedergabe ziemlich performantes Gerät mit solchen deutlich sichtbaren Problemen am Interface auszuliefern.

Im Gegensatz zu Videos kann Musik problemlos im Hintergrund laufen, was zum Beispiel ziemlich nett ist, wenn man dies mit einer Diashow kombiniert. Der Musikplayer gibt sich sonst unauffällig, tut was man ihm sagt, ist aber recht simpel gehalten, so vermisst man etwa die Möglichkeit innerhalb eines Liedes vorzuspulen. Bei der Visualisierung gibt man sich ebenfalls spartanisch, hier steht derzeit nur ein einziger Effekt zur Auswahl.

Vermischtes

Ein paar Kleinigkeiten im Schnelldurchlauf: Es gibt eine integrierte Suchfunktion, die sowohl lokalem als auch Online-Content nachspürt. Eine "Recently Played"-Liste bietet eine Retrospektive der eigenen Aktivitäten auf der Boxee Box. Viel Feinschliff lässt sich in den Einstellungen vornehmen, das reicht vom Aufspüren toter Pixel am Display über die Adjustierung des Schwarzwerts bis zu fortgeschrittenen Netzwerkeinstellungen. So kann die Boxee Box sowohl einen Proxy nutzen als auch VPN-Verbindungen (PPTP) eingehen. Außerdem findet sich hier eine Einstellung für "Adult Content", der von Haus aus deaktiviert ist. Diese Form der Kindersicherung wirkt sich aber ohnehin nur auf Online-Inhalte aus.

Fazit

Die Boxee Box hinterlässt in ihrer derzeitigen Form einen reichlich gemischten Eindruck. Während sie einerseits bei der Wiedergabe und Verwaltung von lokalem Videomaterial wirklich toll funktioniert, kann dieses Lob weder auf das aktuelle Interface
noch auf die Online-Inhalte ausgedehnt werden. Warum man die diversen Internet-Services dermaßen in den Vordergrund stellt, wo das entsprechende Angebot doch noch reichlich spärlich ist, bleibt etwas rätselhaft. Auch die offensichtlichen Probleme mit der Performance des Menüs hinterlassen einen negativen Beigeschmack - auch wenn sie kein Killer-Argument gegen die Boxee Box sind.

Als Hoffnung bleibt, dass eigentlich aller hier beschriebenen Probleme über Softwareupdates lösbar sein sollten - auch wenn das natürlich eine denkbar schlechte Basis für eine Kaufentscheidung ist. Zumindest hat man bei Boxee aber schon versprochen, in einem künftigen Update eine Einstellung aufzunehmen, mit der die NutzerInnen wählen können, ob sie lokale oder Internet-Inhalte in den Vordergrund stellen wollen - um dann das Interface entsprechend anzupassen. Das sollte zumindest mal das Problem mit dem in dieser Hinsicht unnötig mühsamen Workflow lösen.

Die Boxee Box ist um einen Listenpreis von 229 Euro bei diversen Online-Händlern erhältlich, die breitere Verfügbarkeit samt deutscher Lokalisierung soll Anfang des kommenden Jahres folgen. (Andreas Proschofsky, derStandard.at, 05.12.10)

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