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Eine rumänische Wahrsagerin blickt in die Zukunft zweier Frauen. Seit 1. Jänner 2011 gelten in Rumänien Qualitätskriterien für Hellseherinnen und die Pflicht zum Beitritt beim Fachverband.

Foto: REUTERS/Radu Sigheti

Auf die rumänische Regierung kommt jetzt der Fluch einer Branche zu, die auf Verwünschungen spezialisiert ist und - laut Eigenreklame - mit jenseitigen Kräften im Bunde steht: Hexen, Wahrsagerinnen und Astrologen. Diese werden aufgrund neuer Steuergesetze seit 1. Jänner 2011 nämlich vom Fiskus zur Kasse gebeten.

Eine Wahrsagerin hat daraufhin angekündigt, aus Rache ein Hexengebräu zu kochen, das Zwietracht in der Regierung an der Staatsspitze säen soll. Nun sind Rumäniens Regierungen schon seit dem Fall des Kommunismus chronisch von Zwietracht befallen - der Fluch würde, sollte er wirken, also kaum etwas ändern.

Die Regierung wiederum hat mit dieser Maßnahme ihrerseits eine Art Hexerei versucht: Der Internationale Währungsfonds (IWF) soll davon überzeugt werden, dass Bukarest wirklich alles tut, um die marode Staatskasse zu sanieren. Rumänien hängt von Krediten des IWF ab. Realiter dürfte die Tatsache, dass Hexen ordentliche Quittungen ausstellen müssen, kaum substanziell zum Staatsbudget beitragen. Die Spitzenverdienerinnen in der Branche mit einem Einkommen von mehr als 10.000 Euro pro Jahr - kann man an einer Hand abzählen.

Hexen drohten Minister

Dabei handelt es sich vor allem um Stars wie Omida oder Bratara, die in Marmorpalästen am Bukarester Stadtrand ihre Kunden empfangen. Initiator des Gesetzes, das diese Tätigkeit reglementiert, war der Abgeordnete Alin Popoviciu, der sowieso mit der Hexenzunft auf Kriegsfuß steht. Er woll-te die Hexerei eigentlich ganz verbieten, da sich derartige "Scharlatanerie" nicht mit seinem christlichen Glauben vertrage. Daraufhin drohte eine Gruppe von Hexen, dem Mann Unglück an den Hals zu zaubern.

Das nun gültige Gesetz sieht vor, dass Hexen Mitglied eines Fachverbands werden müssen, der auch Qualitätskriterien für die Hexerei festlegt. Dies solle auch vor Gericht einklagbar sein, sagt Popoviciu: "Wenn eine Hexe verspricht, den ausgebüchsten Ehemann wieder zurückzuzaubern, der Herr aber nicht zurückkommt, dann hat die Hexe ein Problem".

Der Politiker dürfte wissen, dass die Justiz im Lande ohnehin hoffnungslos überlastet ist - "Hexenprozesse" würden da gerade noch fehlen. Eher als der Weg zum Gericht bleibt den Betroffenen wohl weiterhin der Weg zum heiligen Mina, den die orthodoxe Kirche bereithält. Mina ist der ganz spezielle Tröster aller, die bestohlen, betrogen und über den Tisch gezogen worden sind. (Kathrin Lauer aus Bukarest, STANDARD-Printausgabe, 04.01.2010)