Mit der Wahrheit herauszurücken ist nicht immer einfach, vor allem dann nicht, wenn es sich um unangenehme Sachverhalte handelt, in die man womöglich auch noch selbst verstrickt ist. Der Autor Cornelius Hell hat den mit Mißbrauchsvorwürfen konfrontierten Salzburger Domprediger Peter Hofer in der "Presse" als "Wahrheitströpfler" tituliert. Darunter versteht er jemanden, der "tröpferlweise zugibt, was sich nicht mehr leugnen lässt". Mir war dieses Wort unbekannt, eine kleine Google-Suche hat mir allerdings vor Augen geführt, dass es gelegentlich im öffentlichen Diskurs auftaucht. So brachte etwa der deutsche Historiker Michael Wolffsohn das Wort in die Debatte um die Waffen-SS-Zugehörigkeit des deutschen Schriftstellers Günter Grass ein, als er meinte: "Der Wahrheitströpfler Grass hätte im April 1985 eine goldene Gelegenheit gehabt, seine Waffen-SS-Mitgliedschaft einzuräumen. Damals diskutierten Deutschland und die Welt heftig über den Bitburg-Besuch von Bundeskanzler Helmut Kohl und US-Präsident Ronald Reagan (...)." Kein übler Begriff! Und einer, der einen wünschen macht, der wertvolle Stoff dränge manchmal in etwas flotteren Bewegungsarten des Flüssigen ans Tageslicht, sodass wir es gelegentlich auch mit Wahrheitsspritzern, Wahrheitsschäumern oder ähnlichem zu tun bekämen.