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2500 Wachteleier sammelt eine österreichische Landwirtin für den Lebensmittelhandel täglich ein, der Bedarf steigt. Importierte Ware aus Käfighaltung verschwindet aus dem Regal der Supermärkte.

Foto: APA/Jens Büttner

Hendlzüchter kämpfen gegen Käfigeier aus dem Ausland und steigende Futterkosten. Nach Ostern werden Flüssigeier für Großabnehmer erstmals zertifiziert. Wachteln aus Österreich erleben eine Renaissance.

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Wien - Maria Prudl macht sich täglich auf die Suche nach 2500 Eiern. Drei Zentimeter lang sind sie und über den ganzen Stall verteilt, Nester lassen ihre Hennen von Natur aus links liegen. Die Landwirtin ist vor neun Jahren aufs Wachtelei gekommen und hat ein florierendes Geschäft daraus gemacht.

Als Spinnerei wurde es abgetan, bis sich die Naturmedizin seiner heilenden Wirkung besann, österreichische Politiker es auf die Liste luxuriöser Lebensmittel setzten und es gleich drauf den Sprung in die großen Supermärkte schaffte.

Neben Spar und Billa sei sie damit in Delikatessengeschäften vertreten, erzählt Prudl, die Nachfrage nehme laufend zu, und für Ostern färbe sie es gern auch bunt. 3500 Wachteln nennt die Oberösterreicherin ihr eigen. Jede davon legt bis zu 300 Eier im Jahr, deren zwölf um 2,20 Euro zu haben sind.

Die vereinzelten Hobbyzüchter in Österreich können den Bedarf längst nicht mehr decken. Und der importierten Ware aus Frankreich und Italien haftet der Geschmack der industriellen Käfighaltung an. Nachdem Tierschützer vehement dagegen mobil machten, stoppten Spar und Rewe ihre Order der besagten Eier im Glas. Spar holte sie aus dem Regal, Rewe verkaufte ab.

Käfige seien für sie nie ein Thema gewesen, sie züchte in Bodenhaltung mit Auslauf ins Freie, sagt Prudl. Ausgetüftelt und gebaut hat sie alles selbst, es gebe ja nach wie vor kaum was Vergleichbares.

Hickhack um die Preise

Ostern holt jedes Jahr aufs Neue das Ei ins Licht der Öffentlichkeit. Und das geht selten friedlich über die Bühne. Zu heftig ist das Hickhack um die Preise, zu groß aus Sicht der Hendlhalter die Flut an billigen Importen. Auch das Ende der Millionen an männlichen Küken im Häcksler, die für die Zucht nicht zu gebrauchen sind, ist für Konsumenten ein wenig bekömmliches österliches Thema.

Die Käfighaltung ist seit 2009 in Österreich verboten. Nach wie vor entstammt ihr dennoch jedes vierte Ei. Hintertür sind Industrie und Gastronomie, die sich im großen Stil mit ausländischer Billigware eindecken, konkret zu 60 Prozent.

Containerweise fließen Flüssigeier in die Weiterverarbeitung. In Österreich werden sie heuer nach Ostern, wie der Standard erfuhr, erstmals mit dem Siegel der AMA zertifiziert. Herkunft und Haltung werden damit für Großabnehmer transparent. Es gebe keine Ausreden mehr, ist sich Michael Wurzer, Chef der Arbeitsgemeinschaft der Geflügelwirtschaft, mit Benjamin Guggenberger, der die Erzeuger von Frischeiern vertritt, einig.

Stillstand gibt es bei einer generellen Kennzeichnungspflicht für verarbeitete Produkte wie Nudeln und Süßwaren: Die Wirtschaftskammer beklagt den hohen bürokratischen Aufwand und mauert.

Dass die EU die Käfighaltung in bisheriger Form ab 2012 verbietet, kratzt viele Eierlieferanten wenig. Spanien hinkt bei der Umstellung weiter massiv hinterher. Die Strafen obliegen entsprechenden Nationalstaaten. Dass die neuen Gesetze eingehalten werden, bezweifeln Experten und erwarten starke Wettbewerbsverzerrung.

Unglücklich ist die Branche bereits jetzt mit den Preisen. Um gestiegene Futterkosten abzufedern, müsste sich ein Ei um zumindest zwei Cent verteuern, sagt Wurzer.

50 Millionen Eier geben sich die Österreicher zu Ostern. Ende April räumen die meisten Hendlhalter die Ställe leer. Eineinhalb Jahre hat ein Huhn dann gelebt und 270 Eier gelegt. Seinen Tod findet es in der Suppenhennenverarbeitungs AG in Weistrach. Der deutsche Konzern Geti Wilba verarbeitet es zu Convenience-Produkten. (Verena Kainrath, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 21.4.2011)