Foto: Wolf-Dieter Grabner
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Honda SH300i

Motor: 1 Zylinder-4-Takt-Motor, 4 Ventile
Hubraum: 279,1 ccm
Leistung: 20 kW (27 PS) bei 8.500 U/min
Drehmoment: 26,5 Nm bei 6.000 U/min
Kraftübertragung: Fliehkraftkupplung, V-Matic, Riemen
Radaufhängung vorne: 35 mm Teleskopgabel
Radaufhängung hinten: Triebsatz-Schwinge, zwei Federbeine
Bremse vorne: Scheibenbremse, Ø 256 mm, Doppelkolben (Dreikolben bei C-ABS)
Bremse hinten: Scheibenbremse, Ø 256 mm, Einkolben
Reifen vorne: 110/70 16
Reifen hinten: 130/70R 16
Gewicht vollgetankt: 167 kg (170 kg mit C-ABS)
Sitzhöhe: 785 mm
Preis: 4.990 Euro (Aufpreis für C-ABS: 400 Euro) Aktionspreis bis Ende Juni: 4.390 Euro

+ Antriebsstarker Roller mit fantastischem Handling, der in der 300er-Klasse sicher der Maßstab ist, an dem sich andere die Zähne ausbeißen.
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Das Fahrwerk könnte für flotte Reiter noch härter sein und das Design reißt in Österreich nur wenige vom Hocker.

Foto: Wolf-Dieter Grabner

Er hat mich nicht freundlich angelächelt. Nein, er hat mich eiskalt ausgelacht. Zugegeben er war ein fescher Kerl, schlank, groß, und gut gekleidet. So stand er schon an der Kreuzung als ich mich neben ihm einbremste. Ich war, wie es sich gehört, im abgeschundenen Leder unterwegs. Auf dem neuen Honda SH300i. Er saß auf einem weißen 300er-Roller italienischer Herkunft, der seinen Akrapovic nicht im Ansatz zu verheimlichen versuchte.

Schönheit ist eine Frage des persönlichen Geschmacks – aber gut, man kann sagen sein Scooter ist fescher und er sowieso. Dem Honda-Roller sieht man die 300 Kubikzentimeter nicht gleich an, weil er so schlank und kompakt gebaut ist. Und neben dem Akrapovic hat man nicht einmal auf die Schnelle ausmachen können, ob der SH300i läuft oder nicht.

Foto: Wolf-Dieter Grabner

Doch auch die am stärksten befahrene Kreuzung wird irgendwann frei. Und da hat das Lachen auf einmal den Roller getauscht, und sich zu mir gesellt. Ich dreh den Gasgriff bis zum Anschlag auf und höre wie die Italienerin neben mir frech losbrüllt – während der SH300i ganz locker davon zieht. Nicht der Hauch einer Chance für die Weiße, da an der blauen Honda dran zu bleiben. Ein Blick in die technischen Daten zeigt auch schnell warum: Der Honda-Roller hat bei gleicher Kubatur viel mehr Leistung und Drehmoment. 27 PS leistet er bei 8.500 Umdrehungen und stemmt ein Drehmoment von 26,5 Newtonmeter bei 6000 Umdrehungen.

Nach der ersten Kurve ist vom feschen Kerl weder noch etwas zu sehen, noch zu hören. Mit den 16-Zöllern nimmt Honda Kurven selbst mit dem Roller den Schrecken. Während andere Scooter beim Einlenken herumeiern wie illuminierte Kühe, sticht der SH300i schon fast wie ein Motorrad auf den Kurvenscheitel zu. Dieses Gefühl unterstützt auch der neue Hinterreifen, der seit heuer mit von der Partie ist. Der Metzeler hat einen Stahlgürtel und ist in Radialbauweise aufgebaut.

Foto: Wolf-Dieter Grabner

Für 2011 hat Honda nur Kleinigkeiten am Erfolgsroller geändert. Neben dem Hinterreifen gibt es jetzt auch neue Felgen, die Sitzbank hat nun eine Stufe zwischen Fahrer und Sozius und der Rahmen ist steifer geworden. Das Mapping der Zünd-Einspritzelektronik wurde optimiert und an den neuen Dual-Core-Katalysator angepasst. Der 2011er SH braucht damit angeblich weniger Sprit als der Vorgänger – dabei war der schon ein Sparmeister.

Trotzdem rennt der Roller, wenn er am Gasgriff gewürgt wird, laut Tachometer gerne einmal 160 km/h. Und weil das alles keine Belastungsprobe für den Honda-Scooter ist, jage ich ihn über die Höhenstraße. Da stößt er dann mit dem Fahrwerk – das heuer ebenfalls angepasst wurde – langsam an seine Grenzen und schlägt bei unguten Bodenwellen hinten manchmal durch. Das ist der Preis, den man für den Komfort zahlt. Dieser Roller ist eben kein Supersportler, obwohl man das grad auf der Höhenstraße vermuten könnte. Weil am Kopfsteinpflaster der Höhenstraße fährst du mit dem Honda Kreise um Motorradfahrer, die nicht schon vor dem Anstarten ihr Hirn gegen ihren Helm tauschen. Während Motorradln schon lange übers Vorderrad rutschen, poltert man mit dem SH ganz entspannt über die Mosaik-Panoramastraße.

Foto: Wolf-Dieter Grabner

Keine Schalterei, dafür C-ABS – da bleibt der Kopf frei für Anbrems- und Scheitelpunkt. Dafür darf man sich dann aber auch nicht wundern, wenn der SH300i in der einen oder anderen Kurve vor Freude mit dem Hauptständer quietscht.

Eine Freude ist auch, dass Honda in Österreich das Topcase in Rollerfarbe gleich serienmäßig verbaut. Der kräftige Motor braucht nämlich ein wenig Platz unterm Blechkleid, weshalb der Stauraum unter der Sitzbank kleiner ist als man das von außen vermuten möchte. Mit den 35 Litern am Heck, die man mit einem Handgriff abmontieren kann, findet man dann auch als Pizzabote sein Auskommen.

Foto: Wolf-Dieter Grabner

Und man kommt mit unter 5000 Euro aus, will man mit dem SH300i regelmäßig raubern gehen. Für das C-ABS legt man noch einmal 400 Euro drauf. Wer bis Ende Juni noch zuschlägt, bekommt wegen einer gerade laufenden Aktion den Scooter sogar um 4390 Euro – da geht sich dann auch noch das C-ABS, und Sprit für ein Jahr aus, bevor man die 5000er-Schallgrenze erreicht hat. Weil es mich interessiert hat, was der Fesche für seine weiße Italienerin hingelegt hat: die gibt es zum Aktionspreis gerade um 5399 Euro – aber noch ohne Akra, und C-ABS gibt es nicht einmal optional. Da pfeift leicht einmal einer auf die Bellezza.