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Vor 50 Jahren war die Pille auch in Europa erhältlich. Neueste Forschungen ergeben, dass durch das Ausscheiden von Hormonrückständen männliche Fische weibliche Merkmale aufweisen.

Foto: Reuters/KIMIMASA MAYAMA

Leipzig - Moralwächter vor allem in der katholischen Kirche sahen in ihr eine Gefahr für Sitte und Anstand. Für viele Frauen jedoch war sie ein befreiender Durchbruch. Vor 50 Jahren kam in Europa die erste Antibaby-Pille unter dem Namen Anovlar auf den Markt. In Deutschland war das Verhütungsmittel ab 1. Juni 1961 erhältlich, in Österreich wurde es 1962 zugelassen.

Niemand ahnte damals freilich, dass die Pille das Leben der Frauen derart beeinflussen würde. Heute ist sie eines der am meisten genutzten Verhütungsmittel. Mit der Pille konnten die Frauen erstmals selbst bestimmen, wann und wie viele Kinder sie bekommen wollten. Paare mussten keine Angst mehr vor ungewollten Schwangerschaften haben und empfanden die Pille als sexuelle Befreiung.

Die Antibaby-Pille war so revolutionär, dass sie 1961 zunächst als Mittel zur Behebung von Menstruationsstörungen eingeführt und anfangs nur verheirateten Frauen verschrieben wurde. Konservative Moralhüter aus Kirche und Politik liefen Sturm. Auch deshalb wurde die Pille anfangs eher verhalten aufgenommen.

Pillenknick der 70er-Jahre

Doch der aufbegehrenden jungen Generation kam sie gerade recht. Immer mehr Frauen schluckten das kleine Dragee, was Anfang der 70er Jahre zum sogenannten Pillenknick führte. Die Zahl der Geburten brach deutlich ein.

Die katholische Kirche bleibt bis heute schärfster Widersacher der Pille. Im Jahre 1968 veröffentlichte der damalige Papst Paul VI. die Enzyklika "Humana Vitae". Darin verbietet die katholische Kirche den Gläubigen jegliche Form von Verhütungsmitteln mit der Begründung, der sexuelle Akt sei nur dann sittlich gut, wenn er der Fortpflanzung diene. Auch Papst Benedikt XVI. hält daran fest.

Den Siegeszug der Pille konnte dies nicht aufhalten. Weltweit wird sie heute von rund 60 Millionen Frauen eingenommen. Anders als die Pillen der ersten Generation, die noch ein hoch dosierter "Hormon-Cocktail" waren, sind die heutigen Präparate wesentlich niedriger dosiert und verträglicher. Ohne Nebenwirkungen sind die Pillen aber nach wie vor nicht.

Männliche Fische mit weiblichen Merkmalen

Für Schlagzeilen sorgten zuletzt die von Bayer vertriebenen Antibaby-Pillen Yaz und Yasmin, die mit Lungenembolien und Todesfällen junger Mädchen in Deutschland, der Schweiz und den USA in Verbindung gebracht werden. KritikerInnen fordern einen Verkaufsstopp für diese Form der Antibaby-Pille. Bayer hingegen argumentiert, die Pillen seien "sicher und wirksam", sofern sie gemäß den Anweisungen genommen werden. Tatsächlich kann es nicht nur bei Yaz und Yasmin, sondern generell bei Antibaby-Pillen vor allem im ersten Jahr nach Beginn der Einnahme in seltenen Fällen zu Embolien kommen.

Darüber hinaus macht WissenschaftlerInnen noch eine ganz andere Beobachtung Sorge: Zumindest bei Fischen konnten sie nachweisen, dass Hormonrückstände der Antibaby-Pille im Wasser Schaden anrichten können. Die künstlichen Hormone der Pille werden über Toiletten und Klärwerke hinaus in Gewässer geschwemmt - mit der Folge, dass manche männliche Fische weibliche Merkmale ausbilden. (APA)