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Yingluck Shinawatra, Schwester.

Foto: REUTERS/Damir Sagolj

Wenn man überhaupt die Herzen von Wählern im Sturm erobern kann, dann ist das Yingluck Shinawatra gelungen: Sie sei eine sanftmütige Frau mit jenem Lächeln auf den Lippen, für das Thai-Frauen berühmt sind, schwärmen ihre Fans. Sie sieht außerdem gut aus und ist reich - kurzum: Sie repräsentiert all das, wovon viele Thais träumen.

Diese dynamische Person will also ihre in Thailand hochgeschätzten weiblichen Attribute zum Wohle des Volkes in die Politik einbringen. Sollte es ihr gelingen, nach dem Wahlsieg vom Sonntag mit ihrer Partei Phue-Thai tatsächlich eine Regierung zustande zu bringen, wird sie wohl die erste Premierministerin ihres Landes.

Allerdings ist ihr familiäres Umfeld das Einzige, was Yingluck Shinawatra bisher mit der hohen Politik verbindet: Sie stammt aus einer in ihrer Heimatstadt Chiang Mai hoch angesehenen, politisch aktiven Familie mit chinesischen Wurzeln. Ihr älterer Bruder ist niemand Geringerer als Thaksin Shinawatra, jener umstrittene Selfmade-Milliardär und vom Militär ins Exil getriebene Ex-Premier, der seit gut einem Jahrzehnt die Politik in Atem hält. Sie selbst ist bar jeder politischen Erfahrung und hat noch niemals ein offizielles Amt bekleidet.

Ihr Bruder hat ihr, als sie vor wenigen Wochen überraschend zur Spitzenkandidatin erkoren wurde, von Dubai aus ein Team an Marketing- und Medienstrategen zur Seite gestellt. Sie führte dann auch einen hochprofessionellen Wahlkampf, in dem jede Pose, jeder flotte Spruch saß. Sie avancierte in kurzer Zeit zum politischen Popstar. Ihre Anhänger imitieren mittlerweile ihren zum Markenzeichen gewordenen Gruß: ein steil nach oben gereckter Zeigefinger - eine Siegespose.

Yingluck Shinawatra mag man vorwerfen, dass sie im Alltagsgeschäft der Politik unerfahren ist, aber sie macht den Eindruck, dass sie weiß, wo die größten Probleme Thailands liegen. Sie ist smart, gut ausgebildet, erwarb einen Bachelor in Politikwissenschaft an der Universität Chiang Mai und war zum Masterstudium an der Kentucky State University in den USA. Außerdem ist die 44-jährige Mutter eines Sohnes eine erfahrene Geschäftsfrau: Sie hatte im Firmenimperium ihres Bruders verschiedene Managementpositionen inne.

Einer der eingängigsten Slogans ihrer Wahlkampagne war jener von der Versöhnung zwischen den verfeindeten politischen Lagern. Dazu bedarf es aber mehr als nur eines freundlichen Lächelns. (Andrea Waldbrunner/DER STANDARD, Printausgabe, 4.7.2011)