16.000 der insgesamt über 250.000 US-Botschaftsdokumente, die der Aufdecker-Plattform Wikileaks zugespielt wurden, sind bisher veröffentlicht. derStandard.at hat sich umgesehen und bringt die spannendsten Enthüllungen der letzten Wochen.

Für seine Thailand-Geschichte gab Andrew MacGregor Marshall seinen Job als Reuters-Korrespondent in Bangkok auf. Die Nachrichtenagentur weigerte sich, den Bericht über die möglichen Nachfolge König Bhumibols zu veröffentlichen, da in Thailand auf Majestätsbeleidigung bis zu 15 Jahre Gefängnis stehen.

Berichte über den Lebenswandel Kronprinz Vajiralongkorns, der für seinen Pudel Fufu Geburtstagsparties organisiert, auf denen seine Gattin Srirasmi halbnackt auf dem Boden herumkriecht, um von der Torte zu probieren, müssen deshalb im Ausland erscheinen.

Screenshot: derStandard.at

Das Bild stammt aus einem Video, in Thailand als DVD höchst populär ist.

Kisten voller Geld in Indien

Die US-Botschaft in Indien berichtete im Juli 2008, man habe vor der Abstimmung über das Atomenergie-Kooperationsabkommen zwischen Washington und Mumbai einen Diplomaten zum einflussreichen Abgeordneten Satish Sharma geschickt, um zu erkunden, wie die Stimmung im Parlament sei.

Der Vertreter der Kongresspartei zeigte dem Amerikaner zwei Kisten voll Bargeld, die für die Bestechung der Volksvertreter bereit lagen. Bis zu 25 Millionen Dollar wollte man sich die Zustimmung der Abgeordneten kosten lassen, ein Abgeordneter berichtet, dass allein vier seiner Kollegen 2,5 Millionen erhalten hätten.

Das Atomabkommen gilt als großer außenpolitischer Erfolg George W. Bushs (hier mit Kongresspartei-Chefin Sonia Gandhi).

Pakistans Armee bat um Drohneneinsatz

Pakistans Regierung lehnt offiziell den Einsatz bewaffneter Drohnen der US-Armee in den Stammesgebieten im Norden des Landes ab. Ein Dokument der US-Botschaft in Islamabad aus dem Februar 2008 belegt allerdings, dass Armeechef Ashfaq Kayani (hier mit General Petraeus) um genau diese Drohneneinsätze bat.


In Peru hat die Zeitung El Comercio eine Reihe von Depeschen veröffentlicht, die belegen, wie Keiko, die Tochter des verurteilten Ex-Präsidenten Alberto Fujimori, versuche, die US-Botschaft für ihren Wahlkampf zu instrumentalisieren. Die Politikerin versprach, ihre Partei könne einen Sieg des Linkskandidaten Ollanta Humala bei den Kommunalwahlen 2006 zu verhindern, wenn im Gegenzug die Strafverfolgung ihres Vaters eingestellt werde.

Die Dokumente dürften eine nicht unwesentliche Rolle bei Keikos Niederlage bei der Präsidentenwahl am 10. April gespielt haben. Sie hatte sich im Wahlkampf wiederholt von ihrem Vater distanziert. Das Archivbild stammt aus dem Jahr 1997.

Unsichere Atomkraftwerke in Japan

Die US-Botschaft in Tokio beklagte im März 2006, dass Japans Atomkraftwerke nicht ausreichend gegen Erdbeben geschützt seien. So habe ein Gericht angeordnet, den Reaktor in Shika (Bild) herunterzufahren, weil dieser Sicherheitsbestimmungen nicht erfülle. Die japanische Regierung ignorierte das Urteil.


Nicht besonders beliebt dürfte sich Irlands Ex-Premierminister Brian Cowen bei der dortigen US-Botschaft gemacht haben: eine Depesche aus dem Jahr 2008 belegt, dass US-Diplomat Thomas Foley den Spitznamen "Biffo" ("Big, Ignorant Fucker from Offaly“) für den Regierungschef als "äußerst passend" bezeichnete. (bed)