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Flughafen Mesa/Arizona: Ex-"Kaibil" Pedro Pimentel Rios auf dem Weg nach Guatemala.

Foto: AP/dapd/ICE

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Aura Elena Farfán: "Die Angehörigen der über 200.000 Opfer, die die Massaker der Armee forderten, haben ein Recht darauf"

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"Kaibil" im Training: zur Ausbildung der Eliteeinheit gehört es, lebenden Hühnern den Kopf abzubeißen. Die Truppe ist nach Maya-Herrscher Kaibil Balam benannt, der erfolgreich Widerstand gegen die spanischer Eroberer unter Pedro de Alvarado leistete.

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Spurensuche im Brunnen: argentinische Forensiker bergen Leichenreste.

Foto: epa

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Ex-Diktator Efraín Ríos Montt, laut Ex-US-Präsident Ronald Reagan eine "äußerst integre Persönlichkeit", bei seiner Angelobung als Abgeordneter. Der 85-Jährige ist durch seine Immunität vor Strafverfolgung geschützt.

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Die US-Einwanderungsbehörde hat am 13. Juli den Ex-Soldaten Pedro Pimentel Rios (54) nach Guatemala ausgeliefert. Dem ehemaligen Angehörigen der Eliteeinheit "Kaibiles" wird vorgeworfen, im Bürgerkrieg der 80er Jahre Massaker an der Zivilbevölkerung begangen zu haben.

Aura Elena Farfán, Gründerin der NGO "Angehörige von Festgenommenen/Verschwundenen Guatemalas" (Famdegua) war bei Pimentels erster Anhörung: "Leider teilte die Richterin kurzfristig mit, dass sie wegen Arbeitsüberlastung den Termin nicht wahrnehmen könne, weswegen das Verfahren gleich vertagt wurde." Farfán gibt sich im Gespräch mit derStandard.at aber zuversichtlich und äußert die Hoffnung, dass mit fast dreißig Jahren Verspätung doch noch die Gräuel des guatemaltekischen Bürgerkriegs aufgearbeitet werden.

Das Massaker von Dos Erres

Die Soldaten kamen im Morgengrauen des 5. Dezember 1982. Sechzig Angehörige der Eliteeinheit "Kaibiles" hatten sich als Guerillakämpfer verkleidet und umstellten das Dorf "Dos Erres" in der guatemaltekischen Dschungelprovinz Petén.
Der Auftrag der Elitesoldaten war, alle Einwohner der Ortschaft zu töten, weil diese angeblich die Aufständischen unterstützten. Außerdem sollten bei einem Guerilla-Überfall erbeutete Schusswaffen sichergestellt werden. Um 6:00 gaben die Militärs per Funk durch, dass die Durchsuchung des Dorfes nichts Nennenswertes zu Tage gebracht habe. Man werde noch schnell frühstücken und dann mit der "Impfung" beginnen.

Von den über 250 Dorfbewohnern überlebten nur zwei das Massaker. Als argentinische Gerichtsmediziner Jahre später auf der Suche nach den Leichen den Brunnen in Dos Erres öffneten, stellte man fest, dass die Militärs zuerst Kinder in das Loch geworfen hatten, dann Frauen und schließlich die Männer.

Viele Opfer wiesen Kopfverletzungen auf, die ihnen die Soldaten mit Vorschlaghämmern zugefügt hatten. Zahlreiche Frauen und Mädchen wurden vergewaltigt, zuunterst im Brunnen lag die Leiche eine drei Monate alten Babys.

Bis vor kurzem wurden nur niedere Ränge angeklagt: die Offiziere, die die Massaker anordneten, blieben straflos, Ex-Diktator Efraín Ríos Montt ist als Abgeordneter des guatemaltekischen Parlaments vor Strafverfolgung geschützt.

"Zumindest werden Leute wie der damalige Verteidigungsminister Óscar Humberto Mejía Víctores jetzt als Zeugen vorgeladen", erzählt Farfán, "wir rechnen damit, dass die Beschuldigten darauf hinweisen werden, woher die Befehle kamen."

Gegen den ehemaligen Generalstabschef Hector  Lopez Fuentes läuft ein eigener Prozess wegen Massakern in den Jahren 1982 und 1983. Wegen einer Anzeige aus dem Jahr 2000 wurde er am 20. Juni 2011 festgenommen.

USA verurteilen "Kaibiles"

In den USA wurden bereits mehrere "Kaibiles" wegen Falschaussagen bei der Einreise verurteilt: Gilberto Jordan verbüßt in Florida eine zehnjährige Haftstrafe, weil er den Immigrationsbehörden seine Beteiligung am Massaker von Dos Erres verschwiegen hatte. Jordan hat mittlerweile gestanden, ein Baby in den Brunnen geworfen zu haben.

Menschenrechtsaktivistin Farfán rechnet damit, dass sich der ehemalige Elitesoldat nach Verbüßung seiner Haftstrafe vor einem guatemaltekischen Gericht verantworten müssen wird: "Das Verhältnis zu den USA hat sich drastisch verändert: während in den 80er Jahren Milliarden Dollar an Militärhilfe nach Guatamala flossen und viele Offiziere an der berüchtigten School of the Americas in Panama ausgebildet wurden, unterstützen uns die US-Behörden nun bei unseren Bemühungen, diese Fälle vor Gericht zu bringen."

Sie ist sogar zuversichtlich, dass auch Ex-Diktator Ríos Montt noch vor dem Richter stehen wird: "Die Angehörigen der über 200.000 Opfer, die die Massaker der Armee forderten, haben ein Recht darauf". (Bert Eder/derStandard.at, 22.7.2011)