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Foto: AP/Dresling

Die Sozialdemokratin Helle Thorning-Schmidt hat es nach einem knapp gescheiterten Versuch vor vier Jahren diesmal ebenso knapp geschafft. Die 44-jährige Sozialdemokratin mit dem eisblauen Blick wird Dänemarks erste Premierministerin. Am Wahlabend am Donnerstag gab sich die mitunter als Kontrollfreak verschriene, aus einem gediegen-bürgerlichen Milieu stammende Politikerin gelöst, als sie in Kopenhagen vor ihr jubelndes Wählerpublikum trat.

Viel Zeit zum Feiern und zum Verschnaufen bleibt der Politikwissenschafterin nicht. Zehn Jahre unter einer liberal-konservativen Minderheitsregierung, die im Parlament nach der Pfeife der rechtspopulistischen Dänischen Volkspartei tanzen musste, haben das Land von Grund auf verändert und ihm international den Ruf eines xenophobischen, muslimenfeindlichen Staates und US-treuen Nato-Vasallen eingetragen.

Mithilfe von ideologisch höchst unterschiedlichen Parteien, die am Mitte-rechten genauso wie am linken Ufer im rot-grünen Fahrwasser operieren, muss sie eine stabile Regierung auf die Beine stellen. Diese soll fähig sein, Dänemark aus der sich zuletzt abzeichnenden politischen und wirtschaftlichen Sackgasse herauszuführen.

Der Spagat wird ihr in ihrer zum Spitznamen ("Gucci-Helle" ) gewordenen Designermode auch nicht leichter fallen. Zum einen hat sie angekündigt, an den strengen Einwanderungsregelungen festhalten zu wollen - wohl im Versuch, bürgerliche Wähler zu gewinnen. Damit stellte sie sich gleich gegen alle drei ihrer künftigen Koalitionspartner.

Zum anderen muss sie Forderungen wie die der links-grünen "Enhedslisten" nach einem EU-Austritt oder jene der Sozialliberalen nach Steuererleichterungen für Unternehmer mit geschickten Kompromissen entschärfen und in ein einheitliches Regierungsprogramm gießen.

Wenig hilfreich ist, dass sie diesen zwei bei der Wahl erfolgreichsten Partnern als Chefin einer Partei gegenübertritt, die im Schatten des Linkswende-Jubels das miserabelste Ergebnis aller Zeiten eingefahren hat.

Dass sie zaubern kann, erwartet von der seit 15 Jahren mit einem Sohn des ehemaligen britischen Labour-Vorsitzenden Neil Kinnock verheirateten Mutter von zwei Töchtern natürlich niemand. Ihre Willensstärke und ihr Durchsetzungsvermögen wird sie jedoch brauchen, wenn sie will, dass ihr "roter Block" an der Regierung überdauert. (Andreas Stangl/DER STANDARD, Printausgabe, 17.9.2011)