Batman: Arkham City (Rocksteady Studios/Warner Bros. Interactive) ist für PS3 und Xbox 360 erschienen, die PC-Fassung folgt am 18. November.

Foto: Warner Bros. Interactive Entertainment
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Vor zwei Jahren überraschte das damals noch relativ unbekannte Studio Rocksteady mit einer ausnahmsweise exzellenten Spielumsetzung eines Comics. Nach dutzenden Trittbrettfahrern schien es nun endlich eine Schmiede zu geben, die im Basiswerk mehr als eine einfach zu melkende Cashcow sieht. "Batman: Arkham Asylum" hat die Ansprüche an eine Videospieladaption in die Höhe schnellen lassen, was in erster Linie natürlich den nun erschienen Nachfolger "Batman: Arkham City" betrifft.

Aufbruch in die Verbrechenswelt

Nach den Aufräumarbeiten in der Haftanstalt, hat sich Batmans Spielwiese gleich um das fünffache vergrößert. Ohne die Hintergründe vorweg zu nehmen: Die nackte Fledermaus Bruce Wayne landet in Gothams neu errichtetem Gefängnisbezirk Arkham City und findet sich umzingelt von den Stacheldraht-bestückten Mauern des Gesetzes in einer Horde geistig angeschlagener Superkrimineller wieder, die allesamt nach seinem Leben trachten. Im Zaum gehalten von der Privatarmee des offensichtlich nicht staatlich geprüften Leiters Dr. Hugo Strange, gelingt es dem schlagfertigen Multimilliardär sich mit den Fäusten aus dem Schwitzkasten herauszureden und in das schützende Kevlar seines Capes zu retten. Über den Dächern der kontrolliert geglaubten Anarchie bleibt wenig Zeit zum Reüssieren. Der Countdown für die Umsetzung Stranges teuflischen Plans läuft bereits, der Pinguin richtet seine Schergen zur Fledermausjadg ab, Two-Face verlangt Catwomans Hinrichtung und der Joker will die Welt nach wie vor brennen sehen.

Vom Gejagten zum Jäger

Ein glamouröses Intermezzo mit dem Abschaum der Puppenspieler steht an. Die folgende Schnitzeljagd, deren mörderische Spirale nur mit Riddlers brutaler Logik durchschaut werden kann, führt Batman an alle Enden dieses Labyrinths. Wie Spider-man mit dem Greifarm schwingend oder lautlos gleitend führt es einen genauso in die Kanalisation wie in das Gruselkabinett des grünhaarigen Grinsegesichts. Als "Staatsfeind Nummer 1" in Stranges Horrorreich wird man zum Raubtier. Mit einer Batterie an Gadgets bewaffnet umkreist man seine Feinde, schaltet Wachen von der Decke hängend aus, schickt Späher mit dem ferngesteuerten Baterang in den Schlaf, balanciert dank Seilpistole über feuerspuckenden Hochöfen und scannt das Einsatzgebiet vor jedem Zugriff sorgfältig per Röntgenblick. Stellt man sich dem Mob, reichen die fernöstlichen Kampfkünste aus, um selbst eine Hand voll Schläger gleichzeitig in Schach zu halten. Präzise gesetzte Angriffe und richtig getimete Konter lassen eine gepflegte Tracht Prügel fast wie einen Tanz aussehen. In die Defensive gedrängt bleibt dem Schattenkrieger immer noch die Flucht. Eine Rauchgranate, ein Sprung in die Tiefe schon steht man wieder an der Spitze der Nahrungskette.

Vom Zeichenblatt zum Leben erweckt

Es ist die Mischung aus fordernden Kämpfen, taktischen Schleichmanövern, Plattformrätseln und stark computergestützter Detektivarbeit, welche die Erkundung dieser offenen Verbrechenswelt unterhaltsam macht. Richtig aufregend wird die Suche nach dem nächsten Übel, weil die Designer es geschafft haben, den aus Comicbüchern und Filmen liebgewonnenen Bösewichten Leben einzuhauchen. Kevin Conroy verpasst Batman exakt die richtige Länge Stock im Arsch, die ein unumstößlicher Retter zur Stützung seines Rückrats braucht. Mark Hammill bringt Jokers Hinterfotzigkeit auf den Punkt, Nolan Norths Pinguin klingt genauso zerknautscht wie die Flaschenaugenfigur aussieht und das analytische Gebaren Hugo Stranges macht den Psychiater zur Autorität im Irrenhaus. Und die Liste lässt sich beliebig fortsetzen, denn von Antagonist Bane über den gebrochenen Mr. Freeze bis zum unsterblichen Ra's al Ghul wird in diesem Kapitel des dunklen Ritters praktisch jeder Leitcharakter in den Plot verworren.

Eintauchen und ertrinken

So stört es auch ganz und gar nicht, dass Rocksteady die trendigen Pfade der Mehrspielererweiterung scheut. Neben Batmans Irrlauf nach Ordnung, gastiert Catwoman in einer fabulösen Nebenrolle am Gefängnistheater und balgt bei katzenartigem Leichtsinn mit den giftigen Schlingen Poison Ivys. Es ist das weiblich-erotische Yin zum testosterongeschwängerten Yang in diesem von Männern dominierten Schauspiel. Auf der Route des roten Fadens verleiten zudem außerordentlich fein ausformulierte Nebenmissionen zum Strawanzen und Riddlers querfeldein verstreute Trophäen bedürfen nicht zu selten einer aufwändigen Bergung. Es ist eine düstere Welt, in der man versinkt, doch an jeder Ecke blitzt die Liebe ihrer Schöpfer durch.

Fazit

Es benötigt schon eine Meisterleistung, die Unterwelt Gothams vom Papier weg zum Leben zu erwecken, den einzigartig gezeichneten Protagonisten eine Seele einzuhauchen. Der Plot, die Dialoge, die Animationen allein wären Stoff genug, um vor den Fernseher zu bannen. Doch verschmolzen mit ebenso unterhaltsamen wie herausfordernden Videospielelementen und kreativer Entscheidungsfreiheit haben sich die Entwickler Rocksteadys ein eigenes Podest nicht nur in den Herzen der Comic-Fans geschaffen. Bleibt zu hoffen, dass Batmans neu initiierter Antrieb für die Weiten Gotham Citys reicht. (Zsolt Wilhelm, derStandard.at, 26.10.2011)

Batman: Arkham City ist für PS3 und Xbox 360 erschienen, die PC-Fassung folgt am 18. November. Sagen Sie uns Ihre Meinung!