Eine der größten Stärken des Galaxy Nexus ist die Update-Auslieferung durch Google selbst, aktuelle Berichte ziehen nun aber in Zweifel, ob dies auch für alle verkauften Geräte gilt.

Foto: Google

Für einige Aufregung in der Android-Community sorgt ein aktueller Artikel von XDA Developers: Wie einige der ForumsteilnehmerInnen der Seite herausgefunden haben, wird Googles neues "Lead Device" Galaxy Nexus nämlich zum Teil mit unterschiedlichen Build-Versionen und Herstellerangaben ausgeliefert. Die daraus resultierende Konsequenz: Von Google offiziell bereit gestellte Updates lassen sich nicht so ohne weiteres aufspielen, da die Prüfung der zugehörigen Signatur fehlschlägt.

Viele offene Fragen

Bei einem näheren Blick auf die betreffenden Geräte stellt sich heraus, dass mittlerweile zumindest drei unterschiedliche Firmware-Varianten kursieren: Neben dem offiziellen "yakju" gibt es auch ein "yakjuxw", das als Firmware-Hersteller Samsung statt Google gelistet hat, sowie ein "yakjusc", welches für NTT Docomo in Japan erstellt wurde. Diesen Umstand bestätigt mittlerweile auch der bei Google für die Android-Releases zuständige Entwickler Jean-Baptise Queru. Aus seinem Posting geht allerdings auch hervor, dass er selbst keinen Einblick hat, was Samsung hier teilweise mit dem Galaxy Nexus ausgeliefert hat, bzw. welche Varianten der Firmware noch im Umlauf sind. Man wisse nur über die eigenen "yakju"-Releases Bescheid, so Queru, der allerdings verspricht der Angelegenheit nachzugehen. Der Beitrag des Entwicklers lässt zudem einige Fragen für die weitere Zukunft der Nexus-Linie offen, schließt er darin doch prinzipiell nicht aus, dass Samsung Hardwarevarianten des Galaxy Nexus mit eigener Firmware anbieten könnte.

Kein echtes Nexus mehr?

Bei XDA-Developers zeigt man sich über diese Situation sichtlich verärgert, immerhin sei eines der zentralen Versprechen der Nexus-Geräte, dass sich die KonsumentInnen darauf verlassen können, dass sie die Updates direkt von Google bekommen - und somit ohne die von den Drittherstellern gewohnten monatelangen Verzögerungen. Wenn dies nicht mehr der Fall ist, stelle sich die Frage, wozu man überhaupt noch ein Nexus kaufen solle. Bereits in den letzten Wochen hatte für Diskussionen gesorgt, dass Google dem US-Provider Verizon für die LTE-Ausgabe des Galaxy Nexus die Vorinstallation eigener Anwendungen erlaubt - bisher ein absolutes Tabu in der Nexus-Reihe.

Zweifel

Allerdings könnten die Schlussfolgerungen von XDA-Developers etwas verführt sein. Sieht man sich die Angelegenheit näher an, zeichnet sich nämlich ein etwas diffizileres Bild: So ist der Produktname "yakjuxw" unter anderem in der ersten Charge der in Deutschland bei Media Markt verkauften Geräte aufgetaucht, wie bei android-hilfe.de nachgelesen werden kann. In später ausgelieferten Varianten wird hingegen wieder Google als Hersteller angegeben und der "korrekte" Produktname gelistet, wie ForumsteilnehmerInnen berichten. Es ist also durchaus möglich, dass es sich bei der betreffenden Firmware-Variante schlicht um einen "Fehler" von Samsung handelt, der beim eiligen Aufspielen des anfänglich viel diskutierten "Volume Bug" des Galaxy Nexus passiert ist.

"Update"

Für diese Theorie spricht auch, dass Samsung mittlerweile auf seiner deutschen Webseite eine neue Firmware für die betroffenen Geräte anbietet. Darin ist allerdings - neben einem eigenen Update-Tool für Windows -  nichts anderes als das vollständige, offizielle Android-4.0.1-Image von Google enthalten. Nach dem Einspielen wird dann logischerweise auch wieder Google als Hersteller gelistet. Wer kein Windows benutzt, kann übrigens auch das aktuelle Image von Google selbst auf das Gerät flashen. Da all dies allerdings mit dem Verlust der bisher eingerichteten Daten und Einstellungen verbunden ist, lohnt es sich unter Umständen noch auf ein OTA-Update von Samsung zu warten, das die falschen Einträge auf weniger invasivem Weg beseitigt. Zumal die anfänglich durch die "falsche" Firmware-Version berichteten Probleme - so ließen sich auf den betreffenden Geräten zunächst die Google-eigenen Anwendungen wie Google Maps oder Google+ nicht auf die neuste Version aktualisieren - mittlerweile offenbar nicht mehr auftreten. 

Überprüfung

Wer ein Galaxy Nexus besitzt, kann relativ einfach herausfinden, welche Firmware-Version auf dem Gerät installiert ist: Die nötigen Einträge finden sich in der Datei /system/build.prop , die über einen File-Manager (etwa Astro) ausgelesen werden kann. Bei der offiziellen Firmware steht dort unter "ro.product.brand" der Eintrag "google", bei der Samsung-Variante "samsung". Zumindest bei einigen der mit "yakjuxw" ausgelieferten Geräte geht es aber noch einfacher: Eigentlich sollte unter der Build-Nummer in "About Phone" nur ein kurzer String wie "ITL41F" stehen, bei den Samsung-Varianten ist hier aber "ITL41F.I9250XWKK9" oder ähnliches gelistet. Wie uns einzelne Leser berichten, sollen auch in Österreich Geräte mit der "Samsung-Firmware" kursieren, bekannt ist dies etwa vom Computerhändler DiTech. (Andreas Proschofsky, derStandard.at, 12.12.11)