Wien - Die Gewerkschaft hat am Dienstag die Schaffung eines neuen Fonds vorgeschlagen, mit dem die Lehrlingsausbildung finanziert werden sollen. Die Unternehmen sollen ein Prozent der Bruttolohnsumme einzahlen, das Geld solle an die ausbildenden Betriebe (und sonstige Ausbildungseinrichtungen) vergeben werden. Dadurch könnten die Kosten für die Lehrlingsausbildung verteilt und Unternehmen, die bisher nichts beigetragen haben, beteiligt werden. Mit einer so erzielten "Fachkräftemilliarde" könne dem Facharbeitermangel abgeholfen werden, erklärte Jürgen Michlmayr, Vorsitzender der Österreichischen Gewerkschaftsjugend (ÖGJ). vida und Metallarbeitergewerkschaft unterstützten den Vorstoß. Die Wirtschaftskammer ist mit den Vorschlägen nicht einverstanden.

Eine Milliarde

Ein Prozent der Bruttolohnsumme aller Vollzeitschäftigten entspricht etwa 750 Mio. Euro, inklusive der Teilzeitbeschäftigten rechnet man bei der Gewerkschaftsjugend mit einem Aufkommen von rund einer Milliarde Euro pro Jahr. Die Gelder sollen nicht vom Insolvenzfonds, sondern einem eigenen Fonds gemanagt werden, damit können "dann nicht nur die Lehrstellenförderung, sondern auch die überbetriebliche Lehrausbildung sowie die Weiterqualifizierung von ArbeitnehmerInnen finanziert werden". Bund/AMS würden sich mit einem solchen Topf in fünf Jahren 750 Mio. Euro Förderungen sparen. Einzahlen sollen auch Ein-Personen-Betriebe (EPU), erklärte die Gewerkschaftsjugend.

Weiterbildung finanzieren

Eine Studie habe ergeben, dass nur 20 Prozent der Unternehmen Lehrlinge ausbildeten, der neue Fonds würde eine "gerechte Verteilung der Ausbildungskosten schaffen", erklärte ÖGB-Arbeitsmarktsprecher Rudolf Kaske in einer Aussendung. "Während einerseits über Fachkräftemangel und über schlechte Vorbildung der Jugend gejammert wird, ist andererseits das Finden von qualifizierten MitarbeiterInnen die die große Herausforderung" so die ÖGB-Teilgewerkschaft PRO GE. "Eine Umlagenfinanzierung würde den Ausgleich zwischen ausbildenden und nicht ausbildenden Betrieben schaffen." Auch die Weiterqualifizierung von Arbeitnehmern könne mit dem Fonds finanziert werden.

Wirtschaftskammer dagegen

Wirtschaftskammer-Generalsekretärin Anna Maria Hochhauser wies die Vorschläge am Dienstag umgehend zurück, die Vorschläge seien "unverständlich und sachlich nicht gerechtfertigt". Die geforderte Umlage gebe es mit den Beiträgen zum Insolvenzfonds (0,2 Prozent der Beitragsgrundlage) bereits. Der Vorschlag, von den Unternehmen ein Prozent der Bruttolohnsumme zu verlangen, sei "ein plumper Versuch, den Betrieben alle möglichen Kosten aufzuhalsen, die derzeit aus dem Budget oder dem Arbeitsmarktservice gespeist werden". Österreich liege bei den Lohnnebenkosten schon jetzt im europäischen Spitzenfeld. (APA)