London/Washington/Wien - Mehr als ein Mensch pro Minute stirbt an Malaria. Allein 2010 forderte die Krankheit 655.000 Tote, neue Schätzungen kommen sogar auf 1,2 Millionen jährliche Opfer. Es könnte aber noch schlimmer kommen: Forscher konnten nämlich eine erstmals 2009 geäußerte Vermutung bestätigen, dass es im Westen Thailands einen neuen Malariastamm gibt, der gegen Artemisinin resistent ist.

Diese Erkenntnis lässt auch die Alarmglocken der WHO schrillen. Denn der aus dem Einjährigen Beifuß gewonnene Wirkstoff war das einzige Mittel, das gegen multiresistente Malariaparasiten wirkte. Wie nun allerdings Forscher im britischen Fachblatt The Lancet berichten, nahm die Wirksamkeit des Medikaments in der Region seit 2001 dramatisch ab.

Was das bedeutet, erläutert Standwell Nkhoma (Texas Biomedical Research Institute), einer der Hauptautoren der Studie, die an 3202 Patienten in Thailand durchgeführt wurde: "Sollten sich die Aremisinin-resistenten Parasiten in Südostasien ausbreiten und gar in die Gegend südlich der Sahara vordringen, wäre das eine Katastrophe, die Millionen Tote fordern würde.

"Zeitgleich mit der Lancet-Studie veröffentlichten Wissenschafter im Fachblatt Science erste genetische Aufschlüsse über die genetischen Veränderungen des Malariaerregers, die zur Resistenz führten. Die Forscher identifizierten 33 Genom-Regionen, die Unterschiede zeigten. Vor allem ein Abschnitt auf Chromosom 13 scheint verdächtig. Er könnte als Biomarker dienen, um die Verbreitung des Erregers zu verfolgen - und womöglich als Ansatzpunkt für ein neues Mittel. (tasch, DER STANDARD, 6.4.2012)