Wien - Die liberale Juden von Or Chadasch fühlen sich unter Zugzwang: Sie haben beim Kultusamt einen Antrag zur Gründung einer eigenständigen Gemeinde eingebracht. Grund dafür ist die bereits im Ministerrat abgesegnete Novelle des Israelitengesetzes, wonach künftig nur die Israelitische Kultusgemeinde (IKG) über Neugründungen entscheiden darf.

"Es ist dem österreichischen Gesetzgeber offenbar nicht bewusst, dass er mit der Verankerung der Israelitischen Religionsgesellschaft als neuer, dem Judentum gänzlich fremder Zentralautorität, de facto die Religionsfreiheit für Jüdinnen und Juden einschränkt", klagt Theodor Much, Präsident von Or Chadasch in einer Aussendung.

Gespräche mit Kultusgemeinde ergebnislos

Man habe auch "mehrfach mit der Kultusgemeinde Gespräche über eine Anerkennung geführt", gebracht habe das aber nichts, sagt Vizepräsidentin Giuliana Schnitzler zum STANDARD: Das Kultusamt habe nun sechs Monate Zeit, den Antrag zu prüfen. Allerdings soll schon am 16. April die Gesetzesvorlage im Unterrichtsausschuss des Nationalrates behandelt werden.

Or Chadasch fürchtet, dass noch im April die Beschlussfassung folgen könnte. In einem Brief an Nationalratspräsidentin Barbara Prammer (SPÖ) warnt man vor einem " Schaden für Österreichs Ansehen". (pm, DER STANDARD, 7./8./9.4.2012)