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Omar Suleiman

Foto: EPA/KHALED ELFIQI

Kairo - Jahrelang war er einer der engsten Vertrauten von Ägyptens Ex-Präsident Hosni Mubarak, jetzt will der frühere Geheimdienstchef Omar Suleiman selbst ins höchste Staatsamt aufrücken. Nachdem er sich nach wochenlangen Spekulationen zunächst offiziell aus dem Rennen zurückgezogen hatte, kündigte er am Freitag an, dem "Aufruf" seiner Anhänger für die Wahl im Mai folgen zu wollen. "Euer Aufruf war ein Befehl, und ich bin ein Soldat, der noch nie in seinem Leben einen Befehl verweigert hat", erklärte er in Kairo.

Mit Suleiman kämpft ein Kandidat um das Präsidentenamt, der aufs Engste mit den alten Machtstrukturen verbunden ist. Nicht nur als Geheimdienstchef zählte er zum engsten Kreis Mubaraks, kurz vor dessen Sturz ernannte der langjährige Machthaber Suleiman zu seinem Stellvertreter. Suleiman war es dann auch, der am 11. Februar 2011 den von den Demonstranten in Kairo lang ersehnten Rücktritt Mubaraks verkündete.

"Augen und Ohren des Präsidenten"

Suleiman wurde Mitte der 30er Jahre in Quena in Mittelägypten geboren - zu seinem Geburtsjahr gibt es abweichende Angaben. Er wuchs in einer wohlhabenden Familie auf. Nach einer Militärausbildung in der ehemaligen Sowjetunion und anschließenden militärischen Laufbahn wechselte Suleiman zum einflussreichen und gefürchteten ägyptischen Geheimdienst Muchabarat, dessen Leitung er Anfang der 90er Jahre übernahm. Der frühere Chef eines europäischen Geheimdienstes bezeichnete Suleiman einst als "Augen und Ohren des Präsidenten".

Suleiman gilt als diskreter Vermittler, der meist hinter den Kulissen die Fäden zieht. Im Ausland ist er als verlässlicher Gesprächspartner bekannt - in den USA wird er ebenso geschätzt wie bei Israelis und Palästinensern. "Suleiman ist korrekt, strukturiert, scharfsinnig, für alle glaubwürdig und wird daher von allen respektiert", sagte der europäische Geheimdienstler. Laut einem von der Enthüllungsplattform Wikileaks veröffentlichten US-Botschaftsbericht steht "außer Frage", dass Suleiman der israelischen Regierung als Nachfolger Mubaraks "am liebsten" war.

In den 20 Jahren als Geheimdienstchef baute Suleiman auch enge Beziehungen zu den Diensten der USA auf - und war nach US-Medienberichten auch an der Verschleppung von Terrorverdächtigen zur Befragung und Folter durch den US-Geheimdienst CIA im Ausland beteiligt. In den 80er Jahren wurde Suleiman in einer US-Agentenschmiede in Geheimdienstarbeit und "besonderer Kriegsführung" ausgebildet.

Doch während er im Ausland geschätzt wird, sehen viele Ägypter Suleiman als ehemalige Schlüsselfigur in Mubaraks korrupter Herrschaftsriege. Schon als Suleimans Ernennung zum Vizepräsidenten bekannt wurde, riefen die Demonstranten in Kairo: "Weder Mubarak noch Suleiman, wir haben genug von den Amerikanern."

Langzeit-Erbe

Schon lange galt Suleiman als potenzieller Nachfolger Mubaraks, dem er 1995 bei einem Attentatsversuch in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba das Leben rettete. Der Hintergrund von Schüssen auf seinen eigenen Konvoi im Januar 2011 wurde nie geklärt.

Neben seinen zahlreichen außenpolitischen Spezialmissionen hatte sich Suleiman im eigenen Land lange auf den Kampf gegen die Islamisten konzentriert, die er mit kompromissloser Härte verfolgen ließ. Ins Visier nahm er vor allem die radikalen ägyptischen Gruppen Jemaah Islamiyah und Jihad, nachdem diese eine Reihe von Anschlägen auf Ausländer verübt hatten.

Als erbitterter Gegner der Muslimbrüder trat er schließlich in den letzten Mubarak-Tagen in einen Dialog mit der einflussreichen Bruderschaft ein, die inzwischen die Mehrheit im Parlament stellt.

Anders als andere ehemalige Mitglieder von Mubaraks Führungszirkel wird Suleiman nicht von der ägyptischen Justiz verfolgt. Im Herbst sagte er sogar - hinter verschlossenen Türen - im Prozess gegen den einstigen Machthaber aus. (APA, 9.4.2012)