Der Kampf Mensch gegen Malaria ist ein Zweifrontenkrieg, und der verläuft zurzeit nicht wirklich gut. Die Sterblichkeit von Malaria-Patienten konnte zwar im vergangenen Jahrzehnt um mehr als 25 Prozent gesenkt werden, doch inzwischen drohen zwei Problemfelder die erzielten Fortschritte wieder zunichte zu machen. Zum einen beobachten Experten in aller Welt immer häufiger Anopheles-Moskitos, die gegen gängige Insektenbekämpfungsmittel resistent sind. Des Weiteren tauchten vor drei Jahren in Kambodscha erstmalig Plasmodium-falciparum-Stämme mit einer Unempfindlichkeit gegen den Wirkstoff Artemisinin und seine Derivate auf. Diese dienen den Ärzten als Schlüsselmedikamente für die Behandlung von Malaria-Kranken.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schlägt Alarm. Es sind vor allem die insektizidresistenten Gelsen, welche Experten Sorgen bereiten. Die Senkung der Malaria-Mortalität wurde zu einem erheblichen Teil durch den Einsatz von Anti-Insekten-Sprays und in solche Substanzen getränkte Moskitonetze bewirkt - erfolgreiche Primärprävention eben: ohne Stiche keine Infektion. In den meisten Fällen werden dazu sogenannte Pyrethroiden verwendet. Sie sind preiswert und gelten bei sachgemäßer Anwendung auch als unschädlich für Kinder.

Geflügelte Krankmacher

Laut einem im Mai erschienenen WHO-Bericht kommen allerdings in bereits 64 malariageplagten Ländern Anopheles mit Pyrethroid-Resistenz vor. Einige der geflügelten Krankmacher sind sogar gegen das berüchtigte DDT immun. Am schlimmsten betroffen ist Afrika südlich der Sahara. An der Elfenbeinküste können manchen Moskitos keiner der vier üblichen Insektizidklassen mehr etwas anhaben. Und neue, sichere Präparate sind für die kommenden Jahre noch nicht in Sicht.

Das Problem vergrößert sich indes. Der Einsatz von Insektiziden wird stetig fortgesetzt, weil Nichtbekämpfen keine Option ist. Dadurch aber bekommen die anfangs nur wenig resistenten Anopheles in freier Wildbahn einen klaren Selektionsvorteil gegenüber ihren Artgenossen. Sofort treten die Darwin'schen Prinzipien von Auslese und Fortpflanzungserfolg in Wirkung, und die für die Immunität verantwortlichen Gene verbreiten sich rapide in der gesamten Population. Ein Albtraum für Insektenbekämpfer.

Neue Strategien

Es gibt jedoch Abhilfe. Wenn unterschiedliche Insektizide nacheinander über bestimmte Zeiträume eingesetzt werden, kann eine bereits entstandene Resistenz gegen eine einzelne Wirkstoffkategorie wieder verschwinden. Fachleute haben eine solche Entwicklung in Kolumbien beobachtet. Dort zeigten sich Moskitopopulationen wieder empfindlich gegen Pyrethroide, nachdem sie fünf Jahre lang nur mit Organophosphaten bekämpft worden waren. Als Alternative zur klassischen Stechmückenbekämpfung mit Gift plädieren manche Wissenschafter für die Freisetzung von großen Mengen genetisch manipulierter Anopheles, um so die natürliche Fortpflanzung der gefährlichen Plagegeister zu stören. Dieser Ansatz ist gleichwohl stark umstritten. (deswa, DER STANDARD, 9.7.2012)