Tina Fey: Bossypants. Haben Männer Humor?
Rowohlt Polaris, 288 Seiten, 13,95 Euro

Foto: Cover Reagan Arthur Books

Bild nicht mehr verfügbar.

Seit 2006 produziert und schreibt Tina Fey die Serie "30 Rock".

Foto: ap/Evan Agostini

"New Yorker Feministin - dritte Welle -, abgeschlossenes Studium. Sie sind Single und tun so, als wären Sie froh darüber. Zu viele Termine, zu wenig Sex. Sie kaufen jede Zeitschrift, auf der 'gesundes Körpergefühl' auf dem Cover steht, und: Alle zwei Jahre fangen Sie an zu stricken, für - (Pause) - eine Woche." So beschreibt in Tina Feys Serienerfindung "30 Rock" Jack Donaghy seine Mitarbeiterin Liz Lemon, die von Fey selbst gespielt wird.

Tina Fey verkörpert in dieser Rolle auch ein wenig sich selbst, geht es in "30 Rock" doch um die Chefautorin einer Comedy-Show. Fey war neun Jahre als Autorin bzw. Chefautorin für die NBC-Show "Saturday Night Live" tätig. Dieser Umstand ließ Fans schon seit der ersten Staffel 2006 rätseln, wie viel Tina Fey in Liz Lemon stecke. Dank ihrer soeben auf Deutsch erschienenen Autobiografie "Bossypants. Haben Männer Humor?" wissen wir zumindest: Das mit der Feministin - dritte Welle - und dem abgeschlossenen Studium stimmt schon mal.

Mit Sarah Palin zum Star

Und auch über den Rest gibt Tina Fey mit viel Selbstironie und Witz Auskunft. Von der abenteuerlichen Geschichte ihrer Hochzeitsreise auf einem Kreuzfahrtschiff bis hin zu ihrer Begegnung mit den NN´s ("Nippel-Nazis") als wenig stillfreudige frisch gebackene Mama - Tina Fey nimmt ihre LeserInnen mit auf einen Streifzug durch ihr bisheriges Leben und bleibt dabei stets ihrer Profession Comedy-Autorin treu.

Als solche ist sie zwar schon seit den 90ern im Einsatz, ein richtiger Star im TV-Mainstream ist sie allerdings erst seit ihren Sarah-Palin-Parodien im US-Wahlkampf 2008, meist im Duett mit "Saturday Night Live"-Star Amy Poehler als Hillary Clinton.

Fey lukrierte mit den Palin-Parodien "Einschaltquoten-Gold", wie sie es selbst nennt. Dass ihre Arbeit Millionen verfolgen, war für Fey als Comedy-Darstellerin wie auch als Autorin neu. Bevor sie als Autorin bei NBC unterkam, tingelte sie mit einer Improvisationstheatergruppe durch die Lande, eine harte Schule: Sie spielte in College-Vorstellungen vor betrunkenen StudentInnen oder "in Unternehmen um 8 Uhr morgens vor Angestellten, die zusammengetrommelt worden waren, um von Einschnitten bei ihren Krankenkassenzuschüssen zu erfahren". 

Wenig berauschend und von "Einschaltquoten-Gold" weit entfernt war Anfangs auch ihre bizarre Serie "30 Rock", die Fey im Buch als "seltsam, aber nicht dumm, verzweifelt auf der Suche nach Liebe und doch die meisten nur abschreckend" beschreibt. Fey rätselt in "Bossypants" sogar selbst, warum NBC eine komplette erste Staffel produzieren ließ. Doch das Vertrauen in Fey wurde bald bestätigt: Die Serie wurde mit Emmys nur so überhäuft, eine Absetzung war vom Tisch und im Oktober startet inzwischen die siebente Staffel in den USA.

Praktische Tipps

"Machen Sie ihr Ding und kümmern Sie sich nicht darum, ob es den anderen gefällt": Tipps von Tina Fey wie diese sind somit offenbar nicht nur heiße Luft, sondern wurden von ihr selbst streng befolgt. Und so ist der/die LeserIn bereits nach wenigen Seiten geneigt, sich auch in anderen Lebenslagen an Tina Feys Vorgehen zu orientieren. Sei es Umgang mit Sexismus am Arbeitsplatz, Mutterschaft oder mit anonymem Feedback aus dem Internet, dem sie sich im Kapitel "Liebes Internet" widmet und in dem eine sympathische Mischung aus Empathie, Humor und Treffsicherheit besonders deutlich wird. Denn selbst in ihrer Antwort an einen Poster, der sich um 2 Uhr nachts über Fey als "hässlich, gehässig und überschätzt" auslässt, bewahrt sie sich diese Züge: "Gehen Sie schlafen, Sie verrückte Nachteule! Morgen müssen Sie ganz früh bei der NASA sein, damit Sie mit dem Hubble-Teleskop nach Ihrem Penis suchen können. Herzlich, Tina."

Und falls Sie gelegentlich photogeshopt werden, können Sie sich ebenso von "Bossypants" anleiten lassen. Darin gibt es Antworten sowohl auf ethische Fragen wie auch Beispiele für eine gelungene Umsetzung. Die beste Photoshop-Version von ihr produzierte übrigens das feministische Magazin "Bust", wo sie zu Beginn des Fotoshootings für das Cover erst einmal eines wissen wollte: "Wir sind hier zwar alle Feministinnen, aber Sie benutzen doch Photoshop, oder?"

Von wegen Fernsehen verdummt

Tina Feys Autobiografie werden "30 Rock"-Fans wie auch LiebhaberInnen der amerikanischen Popkultur lieben. Fey verweist unentwegt auf Serien und TV-Shows, die sie nachhaltig geprägt haben. Mit ihren intelligenten Erzählungen und scharfsichtigen Beobachtungen wird sie zum lebenden Einspruch gegen bildungsbürgerliche "Fernsehen verdummt"-Sprüche. 

Und schließlich werden "Bossypants" auch all jene Feministinnen großartig finden, die sich jede Zeitschrift kaufen, auf der 'gesundes Körpergefühl' auf dem Cover steht. Tina Fey nimmt Ihnen die Angst vor Kompromissen und Ambivalenzen gerne - natürlich erst, nachdem sie sich darüber lustig gemacht hat. (Beate Hausbichler, dieStandard.at, 1.8.2012)