BMW nimmt die Erfahrung und die Komponenten aus dem Automobil-Projekt BMW i und steckt sie in einen Roller, nachdem sie heuer bereits am Maxi-Scooter-Markt erfolgreich gestartet sind.

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Elektromotorräder gibt es schon einige, auch wenn sie auf der Straße noch rar sind, wie die DS von Zero, ...

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... der VX-1 von Vectrix ...

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... und der Electric Commuter von Yamaha.

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Der C1 war ein Flop für BMW Motorrad. Damals. Heute ist der 125- Kubikzentimeter-Roller mit dem Dach ein echtes Kultgefährt.

Vermutlich weil sich BMW damals die Finger verbrannte, galt bald ein neues Credo: "Wir müssen nicht die Ersten, aber wir wollen die Besten sein." Das galt auch noch, als BMW vor wenigen Monaten die Großroller C 600 Sport und C 650 GT präsentierte. Und in der Tat gelang es BMW, mit diesen beiden fast identen Scootern in einem bereits hart umkämpften Segment eine neue Benchmark zu setzen.

Zuvor stieg BMW Motorrad mit der S 1000 RR in den Supersportbereich ein und mischte gleich gehörig auf. Die bis dahin tonangebenden Hersteller aus Japan mussten klein beigeben und sind sofort in eine Art Schockstarre verfallen.

In diesem andauernden Höhenflug bei den Motorrädern - allein heuer lieferte BMW Motorrad rund 70.000 Motorräder aus - will das Unternehmen nun anscheinend doch wieder Vorreiter sein.

Wenn man den Gerüchten glauben darf, wird BMW der erste Motorradhersteller sein, der 2014 einen Maxi-Scooter mit Elektroantrieb anbietet. Die ersten Prototypen mit dem Namen BMW C Evolution drehen bereits ihre Dauertestrunden.

Zwar hat Yamaha inzwischen einen E-Scooter im Programm, dieser kämpft aber mit der Höchstgeschwindigkeit von 45 km/h im Mopedsegment. Der BMW-Roller wird 120 km/h schnell sein, wenn die Elektronik abregelt.

"Bei der Entwicklung standen vor allem zwei Anforderungen im Fokus", heißt es dazu bei BMW Motorrad, "Fahrleistungen, die mit denen eines Maxi-Scooters mit Verbrennungsmotor vergleichbar sind und eine hohe Reichweite unter praxisgerechten Einsatzbedingungen."

Die Hochvoltbatterie mit einer Kapazität von 8kWh soll für eine Reichweite von 100 Kilometer gut sein. Das schaffen bis heute nur die wenigsten Elektromotorräder und -roller.

Allein zwei E-Motorräder kommen auf ähnliche Reichweiten. Da ist zum einen der Lastesel IO King Kong, ein österreichischer Roller der Firma IO Scooter, der zum Transportieren von Gütern konzipiert wurde. Und mit den Motorrädern des amerikanischen E-Motorrad-Herstellers Zero Emission konnten wir in Tests an die 100 Kilometer weit fahren.

Der Platzhirsch bei den elektronisch angetriebenen Maxi-Rollern, der Vectrix VX-1, kommt gerade einmal halb so weit.

Damit ist die direkte Konkurrenz auch schon in die Schranken gewiesen. Denn die Reichweite wird neben den Fahreigenschaften, der Ladedauer und der Beschleunigung wohl das Hauptargument beim Kauf sein.

Mit 11 kW Dauerleistung, umgerechnet 15 PS, und einer kurzfristig abrufbaren Spitzenleistung von 35 kW wird der C Evolution beim Beschleunigen für ein Grinsen statt ein Gähnen sorgen.

Fahrwerkstechnisch dürfen wir uns aber wohl auch freuen. Ist doch gerade das Handling der BMW-Roller C 600 Sport und C 650 GT ein Grund für deren Erfolg.

Obwohl, der E-Scooter wird etwas schwerer sein, und es gibt mehr ungefederte Massen. Der Elektromotor ist beim C Evolution direkt in die Schwinge integriert. Trotzdem versprechen BMW-Techniker, dass dies für die Feder- und Dämpferabstimmung ideal sei, weil die Ausgangswelle des Motors und der Schwingendrehpunkt so nah beieinander liegen.

Direkte Nähe ist auch der Grund, warum BMW diesen E-Scooter entwickelt. Die Erfahrungen aus dem Automobilbereich - BMW arbeitet unter dem Namen "BMW i" an elektrisch betriebenen Pkws - sind die Basis für die Antriebstechnologie hinter dem Rollerprojekt. Das erkennt man auch daran, dass BMW Komponenten wie die Hochspannungstechnik direkt übernimmt.

Damit fließen auch gleich die Sicherheitsstandards für die Batterieelektronik, Kabel, Stecker und die Sicherheitsabschaltung direkt vom Automobilbereich in das Zweiradsegment. (Guido Gluschitsch, AutoMobil, DER STANDARD, 24.8.2012)