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Langjähriger Herrscher mit besten Beziehungen zu Peking: Angolas Präsident José Eduardo dos Santos stellte sich erneut zur Wahl.

Foto: APA/EPA/Novais

Luanda - Erst zum dritten Mal seit der Unabhängigkeit von Portugal 1975 haben in Angola am Freitag allgemeine Wahlen stattgefunden. Kaum ein Beobachter zweifelte im Vorfeld daran, dass die dominierende Partei MPLA mit dem Langzeit-Präsidenten José Eduardo dos Santos den Sieg davontragen würde. Doch die ungleiche Verteilung des Reichtums in Afrikas zweitgrößtem Ölproduzenten sorgt für immer größeren Unmut.

"Die Angolaner leiden, weil sie arm sind in einem reichen Land", wurde Isaias Samakuva denn auch nicht müde zu betonen. Der Führer der größten Oppositionspartei Unita, der früheren Rebellengruppe während des Bürgerkriegs (1975-2002), verwies während des Wahlkampfes immer wieder darauf, dass eine große Mehrheit der 18 Millionen Einwohner weder über Fließwasser noch Elektrizität verfüge.

Der hohe Ölpreis hat dem Land in den vergangenen Jahren einen Boom beschert. Von 2004 bis 2008 lag das jährliche Wachstum bei über 17 Prozent. Der Schub wurde mit der globalen Rezession zwar gedämpft. Doch auch zu den Spitzenzeiten blieb die Verteilung des Wohlstands höchst ungleich. Über 40 Prozent der Bevölkerung, so die Schätzung, leben immer noch unterhalb der Armutsgrenze. "Stärker wachsen, besser verteilen" lautete denn auch der Slogan der MPLA.

Zu den wichtigsten Abnehmern des angolanischen Öls zählen die USA, Europa und China. Letzteres ist überhaupt der engste Handelspartner des Landes und erhält auch Diamanten und andere Rohstoffe, während es große Infrastrukturprojekte umsetzt, auf die Präsident Dos Santos im Wahlkampf gerne verwiesen hat: Straßen, Häfen, Eisenbahnlinien.

Chinesen festgenommen

Angesichts der weit verbreiteten Armut führt auch das zu Problemen. Konflikte zwischen Einheimischen und Einwanderern aus Asien - offiziell soll es in Angola 200.000 Chinesen geben, de facto aber mehr - sind an der Tagesordnung. Dass kurz vor der Wahl unter großer öffentlicher Anteilnahme 37 Chinesen festgenommen und wegen krimineller Machenschaften abgeschoben wurden, werteten Medien als bewusst gesetzte Aktion.

Beobachter äußerten sich gespannt, ob sich die allgemeine Unzufriedenheit im Wahlergebnis niederschlagen werde. Aus der Präsidentenpartei hieß es, man rechne mit einem Ergebnis von "70 Prozent plus". Die letzten Wahlen 2008 hatte die MPLA mit 82 Prozent gewonnen, damals noch unter dem alten Wahlsystem, das 2010 geändert wurde und unter anderem die Direktwahl des Präsidenten abschaffte. Nun wird automatisch Präsident, wer auf der Wahlliste der siegreichen Partei an erster Stelle steht.

Mit fast 33 Jahren im Amt ist Dos Santos einer der längstdienenden Staatschefs des Kontinents. Die neue Begrenzung der Präsidentenamtszeit auf zweimal fünf Jahre gilt zwar auch für ihn. Weil sie aber nicht rückwirkend angewendet werden darf, könnte der 70-Jährige noch zehn Jahre im Amt bleiben. (raa/DER STANDARD, 1.9.2012)