Die Bayern haben auf der Suche nach neuen Segmenten ausgerechnet die Hochdach-Liga für sich entdeckt - Traditionen haben hier keinen Platz

Mercedes hat vor einigen Jahren gezeigt, wie man es nicht macht: Bei den Stuttgartern ging die Aufladung des Modellportfolios mit mehr Familien- und Praxistauglichkeit nicht ohne Friktionen über die Bühne. Die A-Klasse konnte sich erst in der zweiten Generation konsolidieren, der Vaneo blieb eine bizarre Episode, die R-Klasse kam nie so recht über die Rampe. Allein die B-Klasse war von Anfang an ein Erfolg.

Foto: BMW

Premium- und Nutzwert zu verquicken ist also kein leichtes Unterfangen. Nun schickt sich BMW erstmals an, mit einem kompakten Van auf bisher unbekanntes Terrain vorzustoßen. Erster konkreter Sendbote: der BMW Concept Active Tourer, eine Studie, die am Pariser Salon Ende September debütiert und in Serie voraussichtlich 2014 anlanden soll.

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Angesichts der für die Bayern neuen, vor allem aber bewährten Konkurrenz (VW Touran, Opel Zafira, Renault Scénic, Ford C-Max ...) hat man bei BMW liebgewonnene Traditionen über Bord geworfen. Heckantrieb ist in der sehr seriennahen Studie passé, stattdessen werden die Vorderräder ausschließlich von querliegenden Motoren versorgt.

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Die in München gern zitierte Dynamik, die "Freude am Fahren", wird sich also eher im Kopf des Fahrers einstellen. Der bekommt mit einer Länge von 4,35 Metern ein handliches Format, das sich ein paar Zentimeter unter den Liga-Chefs einordnet. Bei der Höhe (1,56 Meter) will man bei Lastenlook gar nicht erst anstreifen, die anderen bauen mindestens zehn Zentimeter höher. Dafür gönnt sich das Concept Car respektable 1,83 Meter Breite.

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Das Design verschreibt sich dem Anspruch, etwas dynamische Würze ins Segment zu bringen. Allzu aggressive Linien fehlen, die aktuelle Formensprache wird dennoch gekonnt weiterinterpretiert (die 20-Zoll-Felgen des Concept Car werden wohl eher nicht zur Basisausstattung gehören). Was das Kernkriterium dieser Klasse - die Innenraumvariabilität - betrifft, hält sich BMW noch ein wenig bedeckt.

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Fix ist: Die Rückbank lässt sich im Verhältnis 40:20:40 teilen. Literangaben zum Kofferraum fehlen noch, genaue Ablagefach-Angaben ebenso. Rekorde, so viel ist aber jetzt schon sicher, wird BMW in diesem Bereich nicht brechen.

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Antriebsseitig setzt der Concept Tourer ganz à la mode auf einen Plug-in-Hybrid aus dem i8. Im konkreten Fall sind ein 1,5-Liter-Benziner und ein Elektromotor - mit 30 Kilometer Solo-Reichweite - zusammengespannt. Ergibt eine Systemleistung von 190 PS. In der Realität wird der Neuankömmling auf die künftige, ebenfalls für 2014 programmierte Motorengeneration setzen. Die verstehen sich auf Längs- und Quereinbau; Benzin- als auch Dieselaggregate treten mit drei oder vier Zylindern an. Alternativ könnte bereits zum Start - als Sprössling der Kooperation mit Toyota - ein Hybridantrieb zum Einsatz kommen. (Stefan Schlögl, derStandard.at, 14.9.2012)

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