Mit der Studie Onyx sorgt Peugeot für Furore. Probleme gibt es aber vor allem im mittleren Segment.

Foto: der standard/stockinger

"Le Mondial de l'Automobile", eine der größten Automessen der Welt, die am Samstag ihre Pforten öffnet, gleicht immer mehr einer Pariser Modeschau: Während es auf den Laufstegen glitzert und funkelt, herrscht hinter den Kulissen Stress und dicke Luft. Peugeot hat wie üblich den stärksten Auftritt, diesmal mit dem Traumauto Onyx, dem Sportwagen RCZ-R und dem Crossover-SUV 2008. Kleines Problem: Für keines dieser Modelle ist der definitive Startschuss gefallen; dem kompakten Geländewagen 2008 dürften deshalb der Opel Mokka und der Chevrolet Trax zuvorkommen.

Citroën charmiert mit seinem Cabriolet DS3, dürfte damit aber auch wenig Käufer finden. Renault kann mit dem Clio IV wenigstens eine handfeste Neuerung vorzeigen. Der Serienstart seines Elektromodells Zoé, in das Konzernchef Carlos Ghosn hohe - vielleicht zu hohe - Erwartungen setzt, wird einmal mehr aufgeschoben. Schlägt der Clio nicht durch, sieht es schlecht aus für Renault. Und seine Konkurrenz schläft nicht, wie der Opel Adam in Paris zeigt. Auch VW Golf, Ford Mondeo oder Toyota Auris warten mit Neumodellen auf.

Südeuropa-Verkäufe brechen ein

"In diesen mittleren Segmenten stehen sich die europäischen Hersteller auf den Füßen herum", kommentiert der französische Autospezialist Philippe Couderc. Gerade in diesem Bereich, wo die Franzosen dank dem Clio, dem Peugeot 208, dem Renault Mégane oder dem Citroën C4 stark vertreten sind, brechen die Südeuropa-Verkäufe am stärksten ein.

Die Folgen sind namentlich für PSA brutal: Der Konzern musste bereits die Schließung einer Fabrik in Paris-Aulnay bekanntgeben, 8000 Stellen streichen und sich kapitalmäßig unter die Fittiche von General Motors begeben. Heute verliert PSA bei jedem verkauften Fahrzeug fast 800 Euro.

Zweifel an Elektro-Strategie

Mit den am Autosalon gezeigten Sportwagen, Cabrios und Geländewagen versucht PSA in Nischenbereiche vorzustoßen; außerdem baut der Konzern seine Werkstätten in China, Russland und Brasilien aus. Doch diese Neuausrichtung kommt gemäß vielen Autoexperten zu spät.

Renault hat zum Glück zwei global starke Partner in Nissan und Dacia. Allein stünde der ehemalige Staatskonzern ebenso schlecht da wie sein Rivale PSA. "Wie lange kann sich Renault noch ohne Sozialplan halten?", fragt die Zeitung "Le Figaro", die wie so viele Autoexperten an Ghosns Elektro-Strategie zweifelt. Diese wird Renaults diesjährigen Verkaufsrückgang in Frankreich um 13 Prozent jedenfalls nicht wettmachen.

Deutsche Oberklasse unantastbar

Aber nicht alle Marken blicken in eine düstere Zukunft. Die Koreaner Hyundai-Kia, der Japaner Toyota oder die deutschen Mercedes, BMW und VW zögen sich viel besser aus der Affäre, so Nicolas Beaugrand vom Beraterbüro AlixPartners. "Die deutsche Oberklasse wahrt ihre Bereiche Premium- und Geländewagen, die Asiaten investieren in die Wachstumsmärkte der Schwellenländer."

Weltweit nimmt der Autoverkauf sogar stark zu: Das Beraterbüro PwC schätzte die globale Produktion 2012 auf fast 80 Millionen - fünf Millionen mehr als 2011. In sechs Jahren soll sie schon 108 Millionen Fahrzeuge erreichen. Dass überall Krise herrscht, meinen nur die Europäer. (Stefan Brändle, DER STANDARD, 28.9.2012)