Josef Max Graf von Wildenstein war ein passionierter Tennisspiele, ...

Foto: im Kinsky

... sein Adelskollege Alois Graf von Purgstall legte wiederum Wert auf eine perfekte Frisur und ein ausgiebiges Frühstück.

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Er schuf die Rahmen für den 58-teiligen Gemäldezyklus und ließ sich selbst auch von Gennaro Basile verewigen.

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Josef Max Graf von Wildenstein, Raimund Graf von Saurau, Alois Josef Graf von Purgstall, man muss schon sehr tief in der steirischen Chronik graben, um nähere Informationen zu ihrer Vita zu erhaschen. Abgesehen von ihrem Adelsstand haben die Genannten mit 55 anderen Persönlichkeiten eine weitere Gemeinsamkeit: Konkret saßen oder standen sie einem Künstler namens Gennaro Basile Modell. Das Ergebnis war eine Serie von 58 Porträts, die - der Überlieferung und diversen historischen Quellen nach - alle im Jahr 1762 entstanden sein sollen. Zuletzt war die sogenannte Porträtgalerie des steiermärkischen Adels, die auch ein Selbstbildnis des Künstlers sowie das Konterfei des Rahmenmachers inkludierte, im Schloss Hainfeld im Bezirk Feldbach beheimatet.

Das besondere an den Gemälden ist nicht die künstlerische Qualität, von deren Mangel etwa die teils markanten perspektivischen Schwächen zeugen, sondern die in der kulturhistorischen Relevanz verborgene Güte: Diese findet sich in den Details, die Basile zur näheren Kennzeichnung bzw. auch zur Charakterisierung der Personen einsetzte. Anders als klassische Repräsentationsbildnisse offenbaren diese nämlich biografische Details zu den Vorlieben der Dargestellten.

Ausfuhrsperre & Gruppenzwang

Der k. k. Kämmerer Wildenstein entpuppt sich so als passionierter Spieler des damals noch unter dem französischen Begriff geläufigen "jeu de paume", besser bekannt als Tennis. Landrechtsrath Saurau frönte wiederum dem Glücksspiel, worauf die auf dem Tisch abgelegten Karten und auch die Becher als Vorläufer des heute bekannten Hütchenspiels verweisen.

Und Purgstall? Nun, der eitle Geck scheint allerhöchsten Wert auf seine Frisur gelegt zu haben. Sind das tatsächlich Lockenwickler in seiner Haarpracht? Jein. Es handelt sich um Seidenpapier, erklärt Kareen Schmidt, verantwortliche Kinsky-Expertin. Dieses wurde um die befeuchtete Haarsträhne gewickelt, die dann mit einem zuvor erhitzten Papilloteneisen zu einer Locke gedreht wurde, ein langwieriges Prozedere, das Alois Josef offensichtlich gerne mit einem ausgiebigen Frühstück mit Kipferl und exotischen Früchten verband.

Über den Kunsthandel war der Porträtzyklus nach Wien gelangt, genauer ins Dorotheum, wo er 2011 bei einer Auktion der Sparte Kaiserhaus und Historika um einen neuen Besitzer buhlte - nicht einzeln, sondern als geschlossene Gruppe. Ganz so wie vom Bundesdenkmalamt verordnet, das dieses "singuläre Dokument zur steirischen Geschichte des 18. Jahrhunderts" darüber hinaus 2006 als besonders schützenswertes Kulturgut einstuft hatte. Eine Teilung oder gar eine Ausfuhr waren damit vom Tisch, und sind es noch.

Das hinter dem offiziellen Schätzwert (180.000 bis 260.000) verborgene Limit von 180.000 Euro wollte jedoch niemand berappen. Das Joanneum (Graz) hätte wohl Interesse bekundet, verrät Dorotheum-Experte Georg Ludwigstorff. Die Vermittlung soll jedoch an den Preisvorstellungen des Verkäufers gescheitert sein. Nun bekommt die steirische Adelsfraktion anlässlich der 93. Kinsky-Auktion (13. 11.) eine zweite Chance. Die monetären Erwartungen beziffert das Auktionshaus mit 120.000 bis 200.000 Euro, das aktuelle Limit, erklärt Kinsky auf Anfrage, liegt bei reduzierten 145.000 Euro.   (Olga Kronsteiner, Album, DER STANDARD, 10./11.11.2012)