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Reimkunst auf hohem Niveau.

Foto: APA/Schlager

Trondheim - Rapid hat sich am Donnerstag in der Fußball-Europa-League den nächsten Selbstfaller geleistet. Die Hütteldorfer schienen in Trondheim gegen Rosenborg dem ersten Gruppenphasen-Sieg oder zumindest dem ersten Punktgewinn ganz nahe, am Ende aber setzte es mit dem 2:3 gegen den norwegischen Rekordmeister die fünfte Niederlage im fünften Spiel der Gruppe K.

Auch im zweiten Duell mit Rosenborg stellte sich Rapid bei den Gegentoren äußerst ungeschickt an und ließ einige hochkarätigen Möglichkeiten aus. Grund dafür ist laut Schöttel vor allem die angeschlagene Psyche seiner Spieler. "So eine Niederlage passt genau in unsere derzeitige Situation. Solche Partien gewinnt man, wenn man Selbstvertrauen hat, aber das bekommt man nur über gute Ergebnisse, und die haben wir im Moment nicht."

Fünf Niederlagen waren "tolle Spiele"

Trotz der tristen Bilanz von Rapid kann Schöttel der Teilnahme an der Gruppenphase auch Positives abgewinnen. "Das sind tolle Spiele. Obwohl wir bisher alles verloren haben, sind das Erfahrungen, die man sonst nicht macht. Es wäre natürlich noch schöner, wenn wir Punkte hätten, aber ich möchte das Ganze nicht missen."

Sein Verein wartet als einziger der 48 Clubs in der Europa-League-Gruppenphase noch auf einen Zähler. Sollte auch das abschließende Match am 6. Dezember in Wien gegen Poolsieger Metalist Charkiw verloren gehen, wären die Hütteldorfer in der vierjährigen Geschichte der Europa-League-Gruppenphase erst das zweite Team nach den Shamrock Rovers im Vorjahr, das nach sechs Partien ohne Punkt dasteht. "Aber wir geben nicht auf und werden es gegen Charkiw wieder versuchen", versprach Schöttel.

Spieler beschimpft

Einige Fans werten diese Aussagen lediglich als Durchhalteparolen und machen schon seit längerem ihrem Unmut lautstark Luft - so auch in Trondheim, wo Rapid-Spieler von manchen der über 600 mitgereisten Anhänger aufs Übelste beschimpft wurden. Nach dem Schlusspfiff marschierten die Kicker deshalb sofort in die Kabine, der eine oder andere von ihnen kam aber noch einmal aus dem Stadioninneren zurück, um sich von den Fans zu verabschieden. Viele der Schlachtenbummler quittierten dies mit abfälligen Gesten, weshalb die Kicker nach wenigen Metern wieder kehrt machten.

"Wenn sie eh nicht wollen, dass die Spieler kommen, brauchen wir sie auch nicht hinzuschicken", meinte Schöttel kopfschüttelnd. "Egal, wie wir es machen, es ist immer falsch." Das Verhalten der Fans verstärke die Unsicherheit seiner Kicker zusätzlich. "Da ist es schwierig, Selbstvertrauen zu tanken. Es gibt im Trainerteam und bei den Spielern großen Frust, und die Fans reagieren eben auf ihre Weise", erklärte Schöttel.

Schrammel als Zielscheibe

Leidtragender der Fan-Beschimpfungen war unter anderen Thomas Schrammel, der in Trondheim sein erstes Pflichtspiel-Tor für Rapid erzielte. Der Linksverteidiger, vor der Pause zumeist vor dem Rapid-Block im Einsatz, wurde mit derartigen Schmähungen bedacht, dass er nach Spielende auf eine Verabschiedung verzichtete. "Ich bin in der ersten Hälfte so extrem beschimpft worden, da muss ich nicht noch einmal zu ihnen hingehen", meinte Schrammel. (APA; 23.11.2012)