Peter Buck hat auf seinem Solodebüt eine gute Zeit. Das hört man. 

Foto: Mississippi Rec

Wien - Ums Geld geht es ihm nicht, so viel ist klar. Denn dann hätte sich Peter Buck an ein größeres Label gewandt und wäre wohl mit Handkuss empfangen worden. Stattdessen veröffentlicht der frühere Gitarrist von R.E.M. sein Solodebütalbum still und fast heimlich bei Mississippi Records. So heißt ein Plattenladen in Portland, im US-Bundesstaat Oregon, der nebenbei auch ein Label betreibt.

Nun war Buck schon zu Zeiten der im Vorjahr aufgelösten R.E.M. ein umtriebiger Musiker, der vielen Nebenprojekten sein Gitarrenspiel angedeihen ließ, aber selbst ans Mikrofon zu treten hat er sich bisher versagt - und zwar, wie er sagt, aus Demut. Er habe Angst davor gehabt, mit Michael Stipe, dem Sänger der dahingegangenen Band aus Athens, Georgia, verglichen zu werden.

Diese Hemmung ist also überwunden, und sie erscheint nach Hören des Albums unbegründet. Nicht dass Buck ein wahnsinnig begnadeter Sänger wäre. Er ist auch kein schlechter, aber die Musik, die er auf seinem Album präsentiert, hat sehr wenig mit dem Sound der weltberühmten R.E.M. zu tun. Zwar erweist Buck altbekannten Hausheiligen von R.E.M. seine Ehre, er macht es jedoch auf erfrischende grobkörnige Art.

Das Album klingt wie eine Rückbesinnung an die eigenen Anfänge, denen der Musikfanatiker und Plattensammler Buck ohne Perfektionszwang nachhängt. Es beginnt mit einem Garagenrocker namens 10 Million BC, der an die Kunst der einstigen R.E.M.-Labelkollegen The Cramps erinnert. Buck grundelt da wie ein Untoter durch ein altes Mikro, ein Chor konterkariert das durch helle "Uhlalas". Man merkt schon, Buck und seine befreundeten Mitstreiter - darunter Mike Mills, Corin Tucker und Jenny Conlee - haben ihren Spaß.

Es folgen psychedelische Ausflüge in die späten 1960er, die mitunter von analoger Elektronik aufgemotzt werden. Wobei man einem diesbezüglichen Song wie Travel Without Arriving vorwerfen könnte, dass das Lied tatsächlich nicht bei sich ankommt. Dafür erinnert das Lied ein wenig ans Frühwerk von Camper Van Beethoven, weshalb man Buck auch nicht gram sein kann.

Nur auf Vinyl

Neben schrägen Rockern wie Give Me Back My Wig erfreut Buck mit Songs, die vom Power-Pop beeinflusst sind. Das bedeutet im Falle des 55-Jährigen Einflüsse der Band Big Star und deren Alex Chilton. Diese zeitigen hübsche, melodieverliebte Lieder, die den Charme des Unfertigen verströmen aber von Herzblut geflutet sind. Und nur das zählt am Ende. Und weil Buck der schnelle Buck tatsächlich egal ist, gibt es sein Album nur als Langspielplatte. Und davon nur 2000 Stück.

Die Streiche der Reichen oder: For lovers only. (Karl Fluch, DER STANDARD, 26.11.2012)